Solidarität und Klassenkampf
Von Raphael Molter
Elf Tage lang – vom 30. Oktober bis 9. November – war Zürich Schauplatz eines Festivals, das an die besten Traditionen der Arbeiterbewegung anknüpft: Die »Roten Kulturtage« boten Ausstellungen, Film, Musik, Theater, Literatur, Theorie und Debatten – nicht als bürgerliches Kulturprogramm, sondern als Ausdruck gelebter Klassenkultur. Doch bevor das Festival überhaupt beginnen konnte, sorgte eine Entscheidung des Zürcher Volkshauses für Schlagzeilen: Das ehemalige Symbol sozialistischer Kulturarbeit in der Stadt kündigte kurzfristig den Mietvertrag mit den »Roten Kulturtagen«. Begründet wurde der Schritt mit angeblicher Gewaltverherrlichung und Entmenschlichung in zwei geplanten Veranstaltungen. Ohne konkrete Belege. Elf Programmpunkte fielen der Entscheidung zum Opfer.
Die Organisatoren sprachen zu Recht von einem politisch motivierten Eingriff in die Kunstfreiheit. Dass ein Ort, der aus der Arbeiterbewegung hervorgegangen ist, sich heute von proletarischer Kultur abwendet, sagt viel über den Zustand der offiziellen Kulturpolitik. Während sich weltweit rechte und militaristische Positionen normalisieren, wird Kritik an Krieg und Kolonialismus zunehmend diffamiert. Das traf nun auch die »Roten Kulturtage«, gerade weil sie nicht bereit waren, den Genozid in Gaza zu verschweigen. Deutsche Zustände, möchte man meinen.
Um so bemerkenswerter war, wie geschlossen und solidarisch das Festival darauf reagierte. In verschiedenen Räumen, organisiert von linken Gruppen, Parteien und Gewerkschaften, wurde diskutiert, musiziert, gestritten und gefeiert. Kultur in ihren Facetten wurde hier zum Werkzeug des Bewusstseins. Zwischen Lesungen, Theater und Paneldiskussionen zeigte sich, was proletarische Kultur im 21. Jahrhundert bedeuten kann: die Verbindung von Widerstand, von Gemeinschaft, von Ästhetik und Klassenkampf. Gemeinsam mit Mathias Dehne sprach ich über die internationale Fankampagne »Red Card Israel«: ein Beispiel dafür, wie sich im Fußball politische Kämpfe um Solidarität und Befreiung verdichten.
Und so zeigten die »Roten Kulturtage«, dass die Kulturarbeit der Arbeiterklasse lebt: auch gegen institutionelle Widerstände. Sie schaffen Räume, in denen Kunst zur Waffe der Erkenntnis wird. Wenn Orte wie das Volkshaus ihre Türen schließen, öffnen sich anderswo neue: in den Quartieren, auf den Straßen, in den Köpfen. Denn Kultur, die sich ihrer Klasse verpflichtet fühlt, lässt sich nicht kündigen. Sie findet Wege, sich zu behaupten: solidarisch, kämpferisch, internationalistisch.
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