Trüber Herbst für Chemiebranche
Von Gudrun Giese
Miese Stimmung in der Chemieindustrie. Nach einem kleinen Auf im Juni geht es inzwischen wieder herbstlich trüb nach unten. Das Münchener Ifo-Institut hat in seinem monatlichen Geschäftsklimabarometer für Oktober Negativrekorde registriert.
Nach minus zwölf Punkten im September sackte der Index für den vergangenen Monat auf minus 19,4 Punkte ab. Die Zukunftserwartungen der Chemieunternehmen gingen von minus 3,7 auf minus 13,3 Punkte zurück. Die derzeitige Lage sank in der Bewertung gar von minus 19,8 auf minus 25,2. »Die Entlastungsmaßnahmen der Bundesregierung reichen in der aktuellen Konjunkturlage nicht aus, um eine Trendwende einzuleiten«, erklärte Ifo-Branchenexpertin Anna Wolf. Neben zu geringer staatlicher Unterstützung klagt die deutsche Chemiebranche über gestiegenen Konkurrenzdruck aus dem Ausland. So sehe sie sich zu Preissenkungen gezwungen, während die Auftragslage schwächelt und die Produktionskosten hoch bleiben. Die Beurteilung des Auftragsbestandes sei, so das Wirtschaftsinstitut, mit minus 68,9 Punkten auf den tiefsten Wert seit mehr als drei Jahrzehnten abgerutscht. Die Kapazitätsauslastung der Unternehmen sank auf 71 Prozent, deutlich weniger als der Durchschnitt der zurückliegenden zehn Jahre von 81 Prozent. Die Kombination der verschiedenen Negativeinflüsse zwinge die Betriebe, so Wolf, »Investitionen zu drosseln und Personal weiter abzubauen«.
Statt bei eigenen Versäumnissen anzusetzen, glaubt man im Verband der Chemischen Industrie (VCI), durch schnellen Bürokratieabbau wieder in die Erfolgsspur zu gelangen. »Der Bürokratieinfarkt ist nahe«, sagte VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup in der vergangenen Woche. »Die Regulierungsflut aus Berlin und Brüssel ist für unsere Branche das Schlimmste am Standort – noch vor Energiepreisen und Steuern«, zitierte ihn Reuters. Allerdings ist die Bundesregierung der Industrie bei Energiepreisen und Steuern bereits entgegengekommen. So hatte sich der Geschäftsklimaindex für die chemische Industrie noch im Juni von minus 16,2 auf minus 8,9 verbessert. Als Grund dafür nannte Branchenexpertin Wolf vom Ifo-Institut damals laut Chemietechnik.de »die geplante Senkung der Stromsteuer für die Industrie«, die »der Chemiebranche bereits spürbaren Aufwind« verschaffe. Auch die von der Bundesregierung beschlossenen Investitionen setzten »dringend benötigte Impulse«.
Diese Hoffnungsträume sind inzwischen zerstoben, so dass es Zeit für einen »Gipfel« mit einem Teil der Chemiebranche wird: An diesem Mittwoch treffen sich Mitglieder der Bundesregierung mit Konzern- und Verbandsvertretern der Pharmabranche. Kanzleramtschef Thorsten Frei (CDU) kündigte laut Politico vorab an, dass dabei »insbesondere die Rahmenbedingungen in Deutschland« erörtert werden sollen. Der Koalitionsvertrag sehe vor, »die industrielle Gesundheitswirtschaft – insbesondere die pharmazeutische Industrie und Medizintechnik – als Leitwirtschaft« zu stärken. Seit Jahren würden bereits die Pharmastrategie und der Pharmadialog »zu einem Gesamtprozess zusammengeführt«. Auch darüber werden die Teilnehmer des Gipfels reden, zu denen neben Frei auf Seiten der Regierungsvertreter Gesundheitsministerin Nina Warken, Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (beide CDU) sowie Forschungsministerin Dorothee Bär (CSU) gehören. Zentrales Thema dürften die Zölle der US-Regierung werden, denn die deutsche Pharmaindustrie liefert etwa ein Viertel ihrer Exporte in die Vereinigten Staaten, wo Arzneimittel viel teurer sind als in Europa. Steigende Zölle könnten die guten Geschäfte beeinträchtigen. Bisher profitiert die Branche von vorgezogenen Geschäften mit den USA und nachgeholten Lieferungen in andere Staaten.
Friedenspropaganda statt Kriegsspielzeug
Mit dem Winteraktionsabo bieten wir denen ein Einstiegsangebot, die genug haben von der Kriegspropaganda der Mainstreammedien und auf der Suche nach anderen Analysen und Hintergründen sind. Es eignet sich, um sich mit unserer marxistisch-orientierten Blattlinie vertraut zu machen und sich von der Qualität unserer journalistischen Arbeit zu überzeugen. Und mit einem Preis von 25 Euro ist es das ideale Präsent, um liebe Menschen im Umfeld mit 30 Tagen Friedenspropaganda zu beschenken.
links & bündig gegen rechte Bünde
Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.
Ähnliche:
IMAGO/Funke Foto Services16.10.2025Kollaps mit Ansage
IMAGO/Ulrich Roth13.03.2025VCI will »Economy First«
Florian Gaertner/IMAGO/photothek05.05.2023Ausnahmen auch für Antibiotika
Mehr aus: Inland
-
Souverän einseitiger Fördertopf
vom 11.11.2025 -
Warum vergrößern diese Marschflugkörper die Gefahr?
vom 11.11.2025 -
Angeblich unpolitische »Amokfahrt«
vom 11.11.2025 -
Christlicher Pazifismus ade
vom 11.11.2025