Frankreich kontrolliert 200.000 Pakete von Shein
Paris. Frankreich lässt in einer riesigen Kontrollaktion 200.000 Pakete der Billig-Onlineplattform Shein am Pariser Flughafen vom Zoll und der Behörde für Wettbewerb, Verbraucherschutz und Betrugsbekämpfung überprüfen. »Diese Aktion von außergewöhnlichem Umfang zielt darauf ab, die Konformität der Produkte, die Richtigkeit der Angaben und die Einhaltung der Steuer- und Zollvorschriften zu überprüfen«, teilte Frankreichs Ministerin für öffentliche Finanzen und Haushalt, Amélie de Montchalin, mit. »Erste Feststellungen lassen nicht konforme und illegale Produkte erkennen: nicht zugelassene Kosmetika, für Kinder gefährliches Spielzeug, Fälschungen, defekte Haushaltsgeräte«, sagte die Ministerin. Ziel der auf 24 Stunden angesetzten Aktion sei es, 100 Prozent der von Shein eintreffenden Sendungen zu kontrollieren.
Der Handelsverband Deutschland wünscht sich ein solches Vorgehen gegen Shein auch in Deutschland. Hauptgeschäftsführer Stefan Genth forderte die Bundesregierung auf, sich die Aktion in Frankreich zum Vorbild zu nehmen und hierzulande ebenfalls Pakete zu kontrollieren. Eine Rolle könnten auch die jüngsten Schätzungen des Handelsverbands zum Umsatz der beiden chinesischen Onlineplattformen Shein und Temu sein. Demnach werden sie im diesem Jahr etwa 3,3 Milliarden Euro in Deutschland umsetzen. Den Gesamtumsatz von Händlern aus sogenannten Drittstaaten außerhalb der EU in Deutschland setzt der HDE für das zu Ende gehende Jahr auf gut acht Milliarden Euro an.
Parallel zu der Kontrollaktion hat Frankreich die EU-Kommission aufgefordert, »eine Untersuchung einzuleiten und angemessene Sanktionen« gegen Shein zu verhängen, sagte Außenminister Jean-Noël Barrot dem Sender France Info. Ein Kommissionssprecher teilte daraufhin mit, die Kommission nehme die Angelegenheit sehr ernst. Derzeit prüft sie den in China gegründeten und nun in Singapur ansässigen Modegiganten hinsichtlich Risiken im Zusammenhang mit illegalen Produkten. Die Verbraucherschutz-Untersuchung richtet sich auch gegen den chinesischen Anbieter Temu.
Die französische Regierung hatte am Mittwoch Sheins Online-Plattform vorläufig gesperrt. Hintergrund ist der Skandal um den Verkauf von Sexpuppen mit kindlichen Zügen, die von der französischen Justiz als kinderpornografisch eingestuft wurden. Die EU werde nicht zögern, Maßnahmen gegen Shein zu ergreifen, sagte der Kommissionssprecher. Der Verkauf von Puppen mit kinderpornografischem Charakter sei »äußerst besorgniserregend«, erklärte er. »Wir wollen nicht, dass diese Produkte unseren Mitbürgern in Europa zum Verkauf angeboten werden.« Gleichzeitig könnte nicht eine gesamte Plattform »plötzlich« gesperrt werden, weil dort »bestimmte Arten illegaler Waren zirkulieren«. Bereits am Mittwoch hatte Shein angekündigt, mit den französischen Behörden zusammenarbeiten und alle Bedenken ausräumen zu wollen. (dpa/AFP/jW)
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