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Aus: Ausgabe vom 10.11.2025, Seite 10 / Feuilleton
Museumslandschaft

Äpfel der Erde im Freilichtmuseum Lindlar

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Von Marc Hieronimus
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Ein Traum von einem Acker: Das Freilichtmuseum Lindlar

Wer im Rheinland wohnt, fährt am Herbstferiensonntag mit einiger Wahrscheinlichkeit und der Familie ins Bergische und tatsächlich auch etwas bergige Land, und zwar zum Kartoffelfest im Freilichtmuseum Lindlar (in diesem Jahr fiel es auf den 19. Oktober). So auch die Familie des Autors. Durch Lindlar fließen die Sülz, die Leppe und drei Bäche, das macht (Stand 31.12.2024) exakt 4.323 menschliche Einwohner pro Fließgewässer. Angeblich hat Lindlar auch nichts geringeres als den ältesten Wald der Welt. 390 Millionen Jahre soll der auf dem Hügel haben. Wie so oft beim rheinischen Superlativ wird hier ein wenig geschummelt. Der Wald, schreibt Lindlar-Touristik, sind eigentlich »Versteinerungen von Urfarnen, die bereits kleine Wälder bildeten und auf einer Sandinsel in einem ausgedehnten Flachmeer wuchsen. Damals lag Lindlar an einem warmen, tropischen Meer. Der Wald wurde vermutlich durch einen Tsunami ins Meer gespült, mit Sand und Schlamm überdeckt und so bis heute konserviert.« Dazu gibt es auch ein Museum, aber wir wollten ja zu dem anderen. Bei der Ankunft stellte sich heraus, dass wirklich weite Teile des Rheinlands herbeigekommen waren.

Wer sich auf Spezialitäten wie Kartoffellimonade, -marmelade oder -schokolade gefreut hat, wird leider enttäuscht. Kartoffeln spielen überhaupt nur eine untergeordnete Rolle. Die wahre Freude sind der Markt und das Museum selbst. Alte Häuser, Berufe, Möbel, Werk-, Fahr-, Spielzeuge, selbst die Tiere sind veraltet. Sonst wundert man sich ja bei alten Fotos, dass die Wildschweine immer schon im zeitlosen Schwarzkittel auftraten, während die Besucher noch Melone oder Schlaghosen trugen. Hier laufen gemächlich Bergische Kräher, die, natürlich, »älteste noch lebende deutsche Hühnerrasse«, Krüper, Schlotterkämme, Pommernenten und andere Viecher herum, die es in der Produktivität nicht im Entferntesten mit den heutigen Turborassen aufnehmen können und darum fast ausgestorben sind. Aufessen also verboten! Dafür hatten die Kinder sechs walnusskleine Erdäpfel ausgegraben, die am Abend andachtsvoll verkostet wurden.

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