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Aus: Ausgabe vom 31.10.2025, Seite 16 / Sport
Fußball

Es wird ernst

Fußballfieber in Südamerika. Zum Stand der Dinge vor den Finals der kontinentalen Klubwettbewerbe
Von André Dahlmeyer
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Noch zuversichtlich: Fans des Racing Club vor dem Halbfinalrückspiel (Buenos Aires, 29.10.2025)

La suerte está echada, die Würfel sind gefallen. In Südamerika wurden diese Woche in den Halbfinalrückspielen der kontinentalen Copas die Finalisten ermittelt. Die Copa Sudamericana, der kleine Bruder der Copa Libertadores, ist die 24. Ausspielung des Wettbewerbs. Die meisten Titel gingen bislang nach Argentinien (10), Brasilien (5) und Ecuador (4). Nur fünf Teams konnten die Copa schon zweimal gewinnen: Boca Juniors, CA Independiente (Argentinien), Independiente del Valle, LDU Quito (Ecuador) sowie Athletico Paranaense (Brasilien). Titelverteidiger war der Racing Club aus Avellaneda (Gran Buenos Aires).

Direkt für die Achtelfinals qualifizierten sich nur die acht Gruppensieger. Die Zweiten mussten gegen die Absteiger der Libertadores in die Playoffs. So weit kamen SC Corinthians Paulista und Cruzeiro Belo Horizonte erst gar nicht. Independiente del Valle kam aus der Libertadores dazu, eliminierte in Río de Janeiro Vasco da Gama und gewann im Achtel- und Viertelfinale jeweils auswärts nach Penaltytreten. Gegner im Halbfinale war nun, zunächst in Quito, Atlético Mineiro aus Belo Horizonte. In der letzten Libertadores hatten es die Hähne bis ins Finale geschafft, in der Liga, dem Brasileirão, wären sie beinahe abgestiegen. Erst in den letzten Spielen schafften sie noch den Klassenhalt und qualifizierten sich sogar noch für eben diese Sudamericana. Der Brasileirão ist etwas absurd: In dem Niemandsland zwischen letztem Copa-Platz und erstem Abstiegsrang landen am Ende nur vier Teams. Den Hinkampf hatte also Dudu in der Nachspielzeit noch ausgeglichen (1:1). Beim Rückkampf in Minas Gerais ließen die Hähne nichts anbrennen. Schon zur Pause stand es 2:0, und auch nach dem Anschlusstreffer des Argentiniers Claudio Paul Spinelli per Abstauber war bei den Gastgebern keinerlei Nervosität auszumachen, nur Wille. Zehn Minuten darauf tauchte nach einem langen Pass von hinter der Mittellinie plötzlich der 39jährige Givanildo Vieira de Souza alias Hulk am Strafraum auf und versetzte Tormann Guido Villar clever zum 3:1-Siegtreffer und also Finaleinzug.

Das zweite Halbfinale bestritten in Santiago die Universidad de Chile und der CA Lanús aus dem Conurbano von Buenos Aires. Nach zwei Einlochungen von Rodrigo Castillo führten die Granatroten überraschend nach einer halben Stunde beim Titelfavoriten mit 2:0. In der neunten Minute der Nachspielzeit gelang jedoch dem Ex-Leverkusener Charles Aránguiz per Strafstoß noch der Ausgleich zum 2:2-Endstand. Das Rückspiel fand am 30. Oktober, dem 65. Geburtstag von Diego Maradona, in Lanús statt, wo Gott einst geboren wurde (Villa Fiorito). Das Endspiel wird in drei Wochen in Asunción, Paraguay, ausgetragen.

Die Copa Libertadores ist die 66. Ausspielung des Wettbewerbs. Nach Titeln führt Argentinien (25) vor Brasilien (24) und Uruguay (8). Seitdem der Wettbewerb zeitgleich mit der Sudamericana über das ganze Jahr verteilt gekickt wird, also zum siebten Mal, hat Argentinien keinen Titel mehr geholt – Brasilien alle.

Im ersten Halbfinale trafen im Maracanã von Río der Regattaverein Flamengo und Racing Club aus Avellaneda (Campeón von Sudamericana und Supercopa) aufeinander. Bei diesen beiden Titeln hatte sich die Académia als Horror der brasilianischen Klubs erwiesen, eine Novität. Diesmal ließen sie immerhin Fortaleza (Platz vier im letzten Brasileirão) in beiden Gruppenspielen chancenlos staunen. Flamengo hatte sich erst nach Penaltytreten bei Estudiantes de La Plata für die Semis qualifiziert. Held war Tormann Agustín Rossi (Scaloni: Rossi ist Argentinier!). Im Maracanã stand Racing wie eine Wand. Erst in den Schlussminuten gelang dem Kolumbianer Jorge Carrascal doch noch ein Törchen, zugleich der Endstand. Im Rückkampf im Cilindro von Avellaneda demonstrierten beide Tormänner ihre Künste, neben dem Weltklasse haltenden Rossi brillierte auch Facundo Cambeses, der gerade seinen ersten Länderspieleinsatz in der Scaloneta hatte. Chancen auf beiden Seiten zuhauf, doch es fiel einfach kein Tor, Flamengo kam mit einem dunkelblauen Auge davon, und Racing verpasste sein zweites Libertadores-Finale nach 1967 – das Jahr, in dem die Académia nach drei (!) Endspielen gegen Celtic Glasgow auch den Weltpokal gewann.

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