Alte Stahlwerke
Von René Lau 
					Wenn ich alte Stadien betrete und mir dort auf den Stehplätzen der Duft von Bier und Bratwurst in die Nase zieht, geht mir das Herz auf. Denn die alten Stadien haben noch Seele. Alte Holztribünen oder marode Stehplätze haben einen speziellen Charme, mit dem Logen oder beheizte Sitzplätze in sogenannten Arenen nicht mithalten können. Von solch altehrwürdigen Stadien gibt es hierzulande noch genug. Wenn man sich in die Niederungen des Fußballs begibt, findet man sie überall. Gerade in kleinen oder mittleren Städten, wo vor langer Zeit mal der große Fußball angeklopft hatte, spürt man noch diesen Charme der Tradition.
So ein Erlebnis hatte ich am letzten Wochenende. Fußball in der Brandenburgliga, also sechste Liga. Hier kommen die Vereine aus Altlüdersdorf oder Petershagen. Aber auch alte Traditionsvereine mit bekannteren Namen findet man hier. Am letzten Wochenende trafen die BSG Stahl Brandenburg und der Brandenburger SC Süd 05 aufeinander.
Die blau-weißen Stahlwerker haben schon bessere Zeiten gesehen und durften sogar im alten Stadion am Quenz Europapokal und zweite Liga spielen. In derartige Regionen ist zwar der rot-weiße Gegner aus der Stadt noch nicht gekommen, eine 120jährige Geschichte hat er dennoch. Nicht ohne Grund sprach man von einem äußerst brisanten Derby. 20 Jahre traf man nicht mehr in einer Liga aufeinander. Während es die blau-weißen Stahlwerker in die weiteren Niederungen des Fußballs verbannt hatte, schaffte es der rot-weiße Gegner zumindest bis in die Oberliga. Durch den Aufstieg der BSG Stahl Brandenburg kicken beide wieder in einer Liga. Sie sind einander in inniger Feindschaft verbunden. Das war überall zu spüren, es knisterte schon auf dem Weg an alten Stahlwerken vorbei zum Stadion. Das Spiel hatte alles: fast 5.000 Zuschauer, rote Karten auf beiden Seiten und Stimmung bis unters Dach der alten Tribünen mit einem 1:0-Heimsieg als Ergebnis. Hier lebt der Fußball in all seinen Facetten. Und genau wegen solcher Spiele liebe ich das, was ich mache.
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