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Aus: Ausgabe vom 28.10.2025, Seite 3 / Schwerpunkt
Rüstungskooperation

Fliegendes Auge über den Meeren

Kaufentscheidungen der BRD-Marine verraten Details über strategische Ausrichtung im Nordatlantik
Von Jörg Kronauer
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Mit dem Flugzeugtyp P-8A »Poseidon« will die deutsche Marine künftig auf hoher See »Aufklärung« betreiben

Die Indienststellung des ersten neuen Seefernaufklärers vom Typ P-8A »Poseidon« durch die Bundeswehr rückt näher. Anfang Oktober wurde gemeldet, das Beschaffungsamt der Truppe habe das Flugzeug offiziell in den USA übernommen. Ende vergangener Woche wurde die Nutzungsgenehmigung erteilt. Damit steht nun einer Überführung nach Deutschland und der Übergabe an die deutsche Marine nichts mehr im Weg.

Insgesamt acht der Flugzeuge kauft die Bundeswehr; der Preis wird mit 3,1 Milliarden Euro angegeben. Die P-8A »Poseidon« werde die »Fähigkeiten zur maritimen Aufklärung, weltweiten Seeraumüberwachung und insbesondere zur Detektion und Bekämpfung gegnerischer U-Boote stärken«, erläuterte bei der Übernahme der ersten Maschine Marineinspekteur Jan Christian Kaack.

Als die Bundesregierung im Jahr 2021 den Beschluss fasste, die P-8A »Poseidon« zu kaufen – es handelt sich um eine speziell umgerüstete Boeing 737 –, löste das noch spürbaren Ärger aus: Ursprünglich hatten Deutschland und Frankreich vereinbart, ihren nächsten Seefernaufklärer gemeinsam zu entwickeln und zu produzieren. Dass das Vorhaben wegen der üblichen deutsch-französischen Differenzen nicht von der Stelle kam, war der eine Anlass für die Bundesregierung, auf das US-Modell umzusatteln. Der zweite: Die großen Anrainer des Nordatlantiks – nicht nur die USA, auch Kanada, Großbritannien und Norwegen – nutzen das Modell. Die Verwendung desselben Typs durch die Bundesrepublik soll die militärische Kooperation erleichtern. Seit Januar 2024 führen die fünf nordatlantischen »Poseidon«-Nutzer gemeinsame Übungen durch, auf denen sie sich miteinander abstimmen. Inzwischen plant auch Dänemark den Kauf des US-Seefernaufklärers.

Jenseits der P-8A »Poseidon« gründet der Ausbau der Marinekooperation im Nordatlantik vor allem auf europäischer Rüstungsproduktion. Die BRD etwa baut die Rüstungskooperation mit Großbritannien aus. Ein Beispiel: Für seine Seefernaufklärer wird die Bundesrepublik britische Torpedos des Typs »Sting Ray« beschaffen. Der Rüstungskonzern BAE Systems (ebenfalls aus Großbritannien) wiederum hat unlängst den Auftrag erhalten, Norwegen fünf Type-26-Fregatten für einen Kaufpreis von rund zehn Milliarden Pfund (rund 11,5 Milliarden Euro) zu liefern. Ein Angebot aus den USA hatte Norwegen zuvor abgelehnt.

Bei der Beschaffung von U-Booten wiederum kooperiert Norwegen eng mit der BRD und kauft bei der Marinesparte des Thyssen-Krupp-Konzerns, TKMS, ein. Gebaut werden sie in Kiel und in Wismar – auf der Grundlage einer Entwicklungskooperation der Schiffe und unter Benutzung auch norwegischer Komponenten. Die Deutsche Marine beschafft die gleiche Zahl U-Boote exakt desselben Typs.

Zusammengearbeitet wird außerdem bei der Wartung der Flotte, bei der Ausbildung der Mannschaften und im Ernstfall auch im gemeinsamen Einsatz. Aktuell denkt Kanada darüber nach, die TKMS-Boote der Klasse 212 CD – CD steht für common design – ebenfalls zu beschaffen; Verteidigungsminister Boris Pistorius setzte sich vergangene Woche in Ottawa dafür ein. Eine solche Dreieckskooperation in Sachen U-Boot-Flotte zwischen Kanada, Norwegen und BRD würde den involvierten Staaten einen deutlichen Vorteil bei der Kontrolle des Nordatlantiks sichern. Auch Kanada soll ein Kooperationsangebot aus Richtung Washington bereits abgelehnt haben.

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