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Aus: Ausgabe vom 27.10.2025, Seite 15 / Politisches Buch
Forschungen zur Arbeiterbewegung

Kassierte Überlieferung

Neues aus und zu den Archiven der Arbeiterbewegung
Von Horst Ollesch
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Internationaler Frauenkongress in Köln (5.10.1975)

Im neuen Heft der Mitteilungen des Förderkreises Archive und Bibliotheken zur Geschichte der Arbeiterbewegung erinnert die Historikerin Gisela Notz an das »Internationale Jahr der Frau 1975 im geteilten Deutschland«. Im März 2025 eröffnete sie mit diesem Vortrag die traditionelle Vortragsreihe der Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR (SAPMO) im Bundesarchiv. Auf den recht unterschiedlichen Umgang mit diesem von den Vereinten Nationen ausgerufenen »Internationalen Jahr der Frau« eingehend zeigt sie, dass in der DDR der Schwerpunkt der Diskussionen und Veranstaltungen auf den sozialpolitischen und rechtlichen Errungenschaften für Frauen sowie auf die Solidarität mit den Frauen in den sozialistischen Ländern und in den Befreiungsbewegungen gelegt wurde. In der BRD war es vor allem die Frauenbewegung, die den Kampf für Gleichberechtigung und Selbstbestimmung auch über den eigenen Körper in den Mittelpunkt stellte.

Fünf Beiträge dieses Heftes widmen sich Archivbeständen, die einen Bezug zur Geschichte der Arbeiterbewegung haben. Eckhard Müller stellt den Nachlass der Historikerin Wilfriede Otto vor, der sich bei der SAPMO in Berlin-Lichterfelde befindet. Milan Mentz gibt einen Überblick über den Erschließungsstand des Nachlasses von Theodor Bergmann im Archiv der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg. Mit dem aus Beständen der örtlichen Sozialdemokratie und der Gewerkschaften hervorgegangenen »Archiv der Arbeiter*innen- und Gewerkschaftsbewegung im Raum Nürnberg e. V.« macht Elvira Eytzinger-Hotze bekannt. Eine besondere Überlieferung stellen die Akten des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten der DDR im Politischen Archiv des Auswärtigen Amtes dar, die Birgit Kmezik und Alexandra Willkommen vorstellen. Dokumentiert wird ein Briefwechsel zwischen Gregor Gysi und dem Bundesbeauftragten für Kultur und Medien, Wolfram Weimer, zur Entwicklung der SAPMO.

Ein Leserbrief aus Paderborn macht auf die anhaltend hohe Quote an »Kassationen«, also die Vernichtung oder Abgabe angeblich nicht archivwürdiger Überlieferungen, im Zuge der laufenden Erschließung der SAPMO-Bestände aufmerksam: »Wenn schon 2012 ein Parteimitgliedsbuch von Walter Ulbricht auf einer Auktion auftauchte, kann man wirklich froh sein, wenn derartige Dokumente nicht gleich im Reißwolf landen.« Auch Plakate mit dem Stempel »Historisches Archiv der KPD« oder eine Sammlung von Zeitungsausschnitten über Soldatenmisshandlungen im Kaiserreich seien bereits in Antiquariaten aufgetaucht.

Jörg Wollenberg beschäftigt sich in seinem Beitrag mit dem Kriegsende im Raum Lübeck und in Holstein. Siegfried Prokop beleuchtet anhand eines Dokuments aus dem Zentralrat der FDJ vom Februar 1988 die dort geführte Debatte über die durchaus wahrgenommene wachsende Entfremdung zwischen dem Jugendverband und Teilen der Jugend in der DDR. Ein Nachruf erinnert an den im März verstorbenen Historiker Günter Benser.

Mitteilungen des Förderkreises Archive und Bibliotheken zur Geschichte der Arbeiterbewegung, Nr. 68, 100 Seiten, 3 Euro (zzgl. Versandgebühr), Bezug: gruenewk@riseup.net

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