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Aus: Ausgabe vom 23.10.2025, Seite 6 / Ausland
Indien

Maoisten strecken die Waffen

Indien: Guerillaführer gibt nach brutaler Verfolgung auf. Gegner feiern Ende der Bewegung
Von Satyajeet Malik
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Der Aufstand der Maoisten ist Jahrzehnte alt und richtet sich vor allem gegen die Plünderung des Landes durch das große Kapital (Kolkata, 25.5.2007)

Die Nachricht von der Kapitulation eines prominenten Maoisten in Indien hat weltweit Aufmerksamkeit geweckt. Mallojula Venugopal Rao alias Bhupati, ein Mitglied des Zentralkomitees der verbotenen Kommunistischen Partei Indiens (Maoisten), kapitulierte am Dienstag vergangener Woche zusammen mit 60 weiteren Parteikadern in Anwesenheit von Devendra Fadnavis, dem Chefminister des Bundesstaates Maharashtra. Die Gruppe, auf die insgesamt mehr als 1,1 Millionen Euro Kopfgeld ausgesetzt waren, legte 54 Waffen nieder, darunter sieben Sturmgewehre »AK-47«. Fadnavis, der sie mit einem Exemplar der indischen Verfassung in der »Mainstreamgesellschaft« willkommen hieß, bezeichnete den Tag als »äußerst wichtig« und erklärte, dass »die Arbeit zur endgültigen Auslöschung des Maoismus« begonnen habe.

Die Kapitulation Raos, der auch der ideologische Führer der CPI (Maoist) war, erfolgte im Anschluss an die »Operation Kagar« oder »Operation Black Forest«, die im April dieses Jahres von der Unionsregierung gestartet worden war. In ihrem Rahmen wurden zusätzlich 10.000 Einsatzkräfte der Central Reserve Police Force (CRPF), der für die Aufrechterhaltung der inneren Sicherheit Indiens zuständigen Hauptstreitkraft, in der Region stationiert, um die Maoisten zu eliminieren. Anfang dieses Jahres hatte der indische Innenminister Amit Shah öffentlich erklärt, dass Indien bis Ende März 2026 »maoistenfrei« sein müsse. Die »Operation Kagar« stieß jedoch sowohl bei Menschen- und Bürgerrechtlern als auch bei anderen kommunistischen Parteien des Landes auf breite Kritik, die behaupten, dass Gewalt gegen die in der Region lebenden Stammesangehörigen ausgeübt worden sei. Die linken Parteien kritisierten auch die außergerichtlichen Tötungen von Maoisten bei dieser Operation.

Mit ihrem Vorgehen hat die CPRF der maoistischen Bewegung im Land einige entscheidende Schläge versetzt, so dass viele sogar das Ende der Bewegung prophezeien. Erst im Mai hatten die Einsatzkräfte in der Region mindestens 31 Maoisten getötet, darunter Nambala Keshav Rao, den Generalsekretär der CPI (Maoist). Der indische Innenminister bezeichnete die Operation als »beispiellosen Erfolg«. Angesichts der verstärkten Angriffe des indischen Staates in den vergangenen Monaten hatte die maoistische Partei mehrere Angebote für einen »einseitigen Waffenstillstand« unterbreitet, die jedoch alle vom Staat abgelehnt wurden, da er die vollständige Aufgabe forderte. Vor diesem Hintergrund wird die Kapitulation von Bhupati, der bis vor kurzem als wahrscheinlicher Nachfolger von Keshav Rao als Parteisekretär galt, als schwerer Rückschlag für die Partei angesehen. Bhupati war im September aus dem Amt des offiziellen Sprechers des Politbüros entlassen und aufgefordert worden, seine Waffen an die Partei zu übergeben, nachdem er erklärt hatte, die CPI (Maoist) sei bereit, den bewaffneten Kampf aufzugeben. Er widersetzte sich jedoch und übergab die Waffen statt dessen dem indischen Staat.

Die Militarisierung der Region wird allgemein als Vorwand angesehen, um die Ausbeutung von Bodenschätzen, deren Wert auf 60 bis 80 Milliarden US-Dollar geschätzt wird, durch Unternehmen zu erleichtern. Es wird nun berichtet, dass mehr als 300 Militärlager, in denen mehr als 60.000 Einsatzkräfte untergebracht sind, in »integrierte Entwicklungszentren« umgewandelt werden. Vor diesem Hintergrund wird der »Operation Kagar« vorgeworfen, nicht nur gegen die Maoisten vorzugehen, sondern auch gegen jede Gruppe, die sich gegen die Vertreibung von Stammesangehörigen und Indigenen wehrt. Im Oktober letzten Jahres verbot eine regionale Landesregierung auch die »Moolvasi Bachao Manch« (Front zur Rettung der indigenen Bevölkerung), eine Organisation für Menschenrechte. Das Verbot ist Teil eines allgemeinen Vorgehens des indischen Staates gegen die Menschen in der Region, die seit langem gegen die Ausbeutung durch Unternehmen protestieren.

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