Marokko im Fußballolymp
Von André Dahlmeyer
Kopf hoch, Muchachos. Ihr habt ein unglaubliches Turnier gespielt, und auch wenn wir euch alle den Pokal hochrecken sehen wollten, bleibt uns die Freude über all das, was ihr uns gegeben habt, und der Stolz, zu sehen, wie ihr die Himmelblaue mit dem Herzen verteidigt habt.« Das postete Lionel Messi in der Nacht zu Montag auf Instagram nach der 0:2-Niederlage Argentiniens im Finale der U-20-WM im Estadio Nacional »Julio Martínez Prádanos« in Santiago de Chile gegen Marokko. Beide Einlochungen verantwortete Yassir Zabiri, der abschließend zum zweitbesten Kicker des Turniers bestimmt wurde. Ausgebildet wurde er in der Akademie Mohammed VI in Salé, später wechselte er zur Union Touarga; mit dem Team debütierte er 2024 in der Botola, der Liga der Marroquíes. Das lief so gut, dass er ad hoc für ein Bakschisch von 600.000 Teuros nach Portugal transferiert wurde, zum Erstligisten FC Famalicão. Dort spielt er praktisch nicht, während er in der U 20 Marokkos ein Schlüsselspieler ist (17 Tore in 29 Länderspielen). In den Juniorenkadern hat er spektakulär alle Barrieren geknackt. Der Zwanzigjährige hat eine große Zukunft vor sich. Bei dieser WM traf er fünfmal.
Erinnern wir uns: Marokko hatte in der Gruppenphase erst Spanien besiegt und dann den fünfmaligen Weltmeister Brasilien ausgeknockt. Dank Zabiri. Das Finale eskalierte nach wenigen Minuten. Es ging um die VAR-Prüfung einer roten Karte für den argentinischen Tormann Barbi. Es war so komplex, es dauerte ewig. Ehrlich gesagt, man hätte alles mögliche entscheiden können. Ich stimme mit dem italienischen Schiri völlig überein: Foul außerhalb des Strafraums, gelbe Karte. Schlechte Entscheidung für Argentinien. Eine bessere war unmöglich. Der Freistoß von Yassir war drin. Traumtor.
Unwahrscheinlich, dass Yassir Zabiri noch viel länger für Union Touarga spielen wird. So werden Sternchen geboren. Als bester Spieler des Tuniers wurde Othmane Maamma (FC Watford) ausgezeichnet, der bereits als Cristiano Ronaldo des marokkanischen Balltretens gilt. Bislang hatte ihn niemand auf der Landkarte. Es war das zweite Mal, dass ein afrikanisches Team Fußballweltmeister wurde (nach Ghana 2009, U 20). Rekordweltmeister Argentinien stand indes erstmalig nach 14 Jahren wieder in einem Viertelfinale und nach 18 Jahren wieder in einem Endspiel.
Trainer der Argentinier ist der Ex-Leverkusener Diego Placente, der 1997 in Malaysia selbst U-20-Weltmeister wurde. Er ist, wie auch das Trainergespann des aktuellen Weltmeisters bei den »Großen«, ein gelehriger Schüler von José Néstor Pekerman, dem eigentlichen Vater des Erfolgs bei den Silberländern. Placente wurde 2017 vom argentinischen Verband als Juniorentrainer angestellt und gewann ad hoc mit der U-15-Auswahl erstmalig für Argentinien die Südamerika-meisterschaft (im Endspiel gegen Brasilien und nach 0:2-Rückstand). 2023 übernahm er die U-17-Auswahl, ein Jahr später auch die U 20. Bei der U-17-WM 2023 in Indonesien scheiterte Placentes Auswahl erst im Halbfinale nach Elfmetertreten an der deutschen Mannschaft, die Weltmeister wurde. Dieses Jahr gewann er mit der U 17 das prestigeträchtigste Juniorenturnier der Welt, »L’Alcúdia« in Spanien. Zeit zum Erholen hat Placente nicht: Am 3. November beginnt in Katar die U-17-WM (48 Teilnehmer).
Milton Delgado (Boca Juniors) wurde als drittbester Spieler der WM ausgezeichnet, Santino Barbi (Talleres de Córdoba) als bester Tormann. Nach dem vierten Platz bei der WM 2022 in Katar, Olympiabronze 2024 in Paris und dem U-20-Titel in Chile ist Marokko auch ein heißer Kandidat für die WM im kommenden Jahr in den Staaten. Glückwunsch!
Friedenspropaganda statt Kriegsspielzeug
Mit dem Winteraktionsabo bieten wir denen ein Einstiegsangebot, die genug haben von der Kriegspropaganda der Mainstreammedien und auf der Suche nach anderen Analysen und Hintergründen sind. Es eignet sich, um sich mit unserer marxistisch-orientierten Blattlinie vertraut zu machen und sich von der Qualität unserer journalistischen Arbeit zu überzeugen. Und mit einem Preis von 25 Euro ist es das ideale Präsent, um liebe Menschen im Umfeld mit 30 Tagen Friedenspropaganda zu beschenken.
links & bündig gegen rechte Bünde
Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.
Mehr aus: Sport
-
Im Alleingang
vom 22.10.2025