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Aus: Ausgabe vom 22.10.2025, Seite 16 / Sport
Baseball

Im Alleingang

Die Toronto Blue Jays und Los Angeles Dodgers spielen die 121. World Series aus
Von Bernhard Krebs
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Auch Kanadier können Baseball spielen: Die Toronto Blue Jays sind in der Endspielserie (Toronto, 20.10.2025)

Mit einem 4:3-Sieg im entscheidenden siebten Spiel der American League Championship Series (ALCS) gegen die Seattle Mariners haben die Toronto Blue Jays, der einzige kanadische Vertreter in der Major League Baseball (MLB), die World Series erreicht. Held am Montag abend (Ortszeit) im mit 44.700 Zuschauern ausverkauften Rogers Center in Toronto war George Springer. Im siebten Inning, beim Stand von 3:1 für Seattle, drosch Springer einen Three-Run-Homerun auf die Tribüne. Das 4:3 war auch gleichzeitig der Endstand in einer hart umkämpften Partie. Mit insgesamt vier Homeruns und einem Schlagschnitt von 23,9 Prozent zeigt sich der MLB-Veteran in den Playoffs in bestechender Form. Bereits 2017 hatte Springer mit den Houston Astros die World Series gewinnen können und war zum wertvollsten Spieler (MVP) gekürt worden. Grund waren fünf World-Series-Homeruns, so viele, wie zuvor nur Chase Utley (2008) und Reggie »Mister October« Jackson (1977) hatten erzielen können.

In noch bestechenderer Form als Springer zeigt sich bei den Blue Jays bislang nur Vladimir Guerrero Jr., der in den Playoffs einen absurd hohen Schlagschnitt von 44,2 Prozent aufweist, sechs Homeruns erzielen und insgesamt zwölf Runs aufs Punktbrett schlagen konnte. Für die Blue Jays ist es der erste Meistertitel in der American League seit den beiden Championships 1992 und 1993, als sie auch jeweils die World Series gewinnen konnten. Für die chronisch glücklosen Mariners geht derweil die World-Series-Dürre weiter. Seit der Gründung des Klubs 1977 konnte das Team aus dem hohen Nordwesten der USA noch nie bis ins große Baseballfinale vorrücken.

Gegner der Blue Jays in der am Freitag abend (Ortszeit) in Toronto beginnenden 121. Auflage der World Series wird Titelverteidiger Los Angeles Dodgers sein. Die überrollten in der National League Championship Series (NLCS) die Milwaukee Brewers mit 4:0 Spielen. Mit dem Sieg errangen die Dodgers ihren insgesamt 26. Meistertitel in der National League seit 1890. War Spiel eins der NLCS eine knappe Angelegenheit mit einem 2:1-Sieg der Dodgers, hatten die Brewers – immerhin mit 97 Siegen zu 65 Niederlagen erfolgreichstes Team der zurückliegenden Saison – in den drei darauffolgenden Partien nicht den Hauch einer Chance. Vor allem die Starting Pitcher der Dodgers unterdrückten die Offensive der Brewers nachhaltig. So ging Spiel zwei nach einem »Complete game« über neun Innings von Starting Pitcher Yoshinobu Yamamoto mit 5:1 an die Dodgers. Dabei hätte die Partie für den 27jährigen nicht schlechter beginnen können, schlug Brewers Youngster Jackson Chourio doch gleich den ersten Wurf des Japaners zum Homerun. Doch Yamamoto ließ fortan mit seinen restlichen 110 Würfen nur noch zwei Hits und einen Walk zu. Sieben Schlagmänner der Brewers schickte Yamamoto zudem per Strikeout zurück auf die Bank. Mit einer 2:0-Führung nach Spielen ging die Serie am Donnerstag in Los Angeles weiter, wo die Dodgers in den nächsten beiden Spielen nichts anbrennen ließen. Spiel drei ging 3:1 an die Dodgers.

Am Freitag stahl dann aber ein gewisser Shohei Ohtani allen die Show: Zwar reichte es nicht zu einem »Complete game« wie bei Kollege und Landsmann Yamamoto. Aber mit sechs Innings für zwei Hits, drei Walks und zehn Strikeouts sowie drei Homeruns, die Ohtani als »Designated Hitter« erzielte, besiegte der Japaner die Brewers nicht nur fast im Alleingang, nein, er schrieb auch noch Baseballgeschichte. Kein Pitcher zuvor hatte laut The Athletic im nordamerikanischen Profibaseball auch nur zwei Homeruns in einem Playoff-Spiel geschlagen. »Die vielleicht beste individuelle Leistung in der Postseason, die der Sport je gesehen hat«, schätzte The Athletic. Dodgers’ Team-Manager Dave Roberts wollte in seinem Schützling gar den »größten Baseballspieler auf dem Planeten« erkennen. Völlig daneben dürfte Roberts mit seiner Einschätzung nicht liegen, hatte Ohtani doch in der Saison 2024 mit 54 Homeruns und 59 gestohlenen Bases als erster Spieler die magische »50-50«-Grenze überschritten. Zuvor war es in mehr als 120 Jahren MLB-Geschichte nur fünf Spielern gelungen, über »40-40« zu landen.

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