Konter gegen Trump-Jugend
Von Philip Tassev
Die Rutgers University nimmt die örtliche Gruppe von Turning Point USA (TPUSA) unter die Lupe. Vorausgegangen war eine Petition von Funktionären der rechten Organisation, in der die Entlassung eines Professors gefordert wurde, der angeblich politische Gewalt verteidigt hatte. Es geht um den Professor für Geschichte Mark Bray, der von TPUSA als »Antifa-Finanzier« bezeichnet wird und dessen Beschäftigung konservative Studenten auf dem Campus »gefährde«.
Bray war am 9. Oktober mit seiner Familie aus den USA ausgereist. Eigenen Angaben zufolge hatte er zuvor Morddrohungen erhalten. Zurzeit lehrt er von Spanien aus weiterhin an der Hochschule im US-Bundesstaats New Jersey. Bray ist Autor mehrerer Bücher, die sich mit Antifaschismus und der internationalen Antifa-Bewegung beschäftigen. Besonders für sein »Antifaschistisches Handbuch« wurde der Historiker von Rechten attackiert, vor allem seit dem Attentat auf TPUSA-Gründer Charlie Kirk am 10. September. Rechte Agitatoren bezeichneten Bray als »Terrorprofessor«.
In der auf der Website Change.org veröffentlichten Petition gegen Bray heißt es: »Angesichts der aktuellen Tendenz zum linken Terrorismus ist die Anwesenheit eines prominenten Anführers der Antifa-Bewegung auf dem Campus eine Bedrohung für konservative Studenten.« Die Petition zitiert Brays 2017 erschienenes Handbuch, in dem er sich für »militanten Antifaschismus« einsetzt und verspricht, mindestens die Hälfte seiner Einnahmen an den International Anti-Fascist Defense Fund zu spenden, so die Petition.
TPUSA behauptet, dass der Fonds »(mutmaßlichen) Antifa-Mitgliedern, die wegen Terrorismus und versuchten Mordes bei einem Überfall auf eine Einrichtung der (US-Zollbehörde) ICE in Alvarado (Texas) angeklagt wurden, rechtliche Unterstützung gewährt hat«.
»Warum beschäftigt Rutgers einen Befürworter politischer Gewalt?«, fragte der Sprecher von TPUSA, Andrew Kolvet, in einer Anfang des Monats via Instagram veröffentlichten Erklärung. In Brays Buch sollen demnach »Doxing« und sogar »Waffen« befürworten, um »den Faschismus zu stoppen«, Brays Schriften »die Normalisierung von Gewalt« gegen politische Gegner fördern.
Die Universität bestätigte ihre Untersuchung der Studentengruppe am Montag in einer Erklärung gegenüber der rechten Internetzeitung The College Fix. Zwei leitende Mitarbeiter der lokalen Turning-Point-Gruppe »waren nicht ordnungsgemäß als Funktionäre gemäß den Verfahren der Universität registriert und daher nicht an den von der Universität angebotenen Einführungsprozessen für Organisationen beteiligt«, erklärte die Universitätsleitung. Die Petition oder Bray wurden jedoch nicht erwähnt. Zuvor hatte der Senat der Rutgers University am Freitag eine Resolution zur Unterstützung des Professors verabschiedet.
Auch Bray hat seine Ansichten verteidigt. In einem vergangene Woche veröffentlichten Interview mit der Zeitung The Hill betonte er, dass er sich als Antifaschist verstehe und das auch niemals verheimlicht habe. Er sei aber niemals Teil einer Antifa-Gruppe gewesen, noch habe er die Absicht, jemals einer beizutreten. »Der Versuch, mich mit meinem Fachgebiet gleichzusetzen, ist also uninformiert und unaufrichtig. Ich unterstütze den Antifaschismus im weitesten Sinne, aber das ist auch schon alles«, sagte er.
Unterdessen fordert eine weitere Petition die Auflösung der TPUSA an der Rutgers University. Sie bezeichnet Bray als »angesehenen Professor« und wirft TPUSA vor, »die Grundwerte Respekt, Vielfalt und Inklusion« zu untergraben.
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