Klaus Doldinger tot
Von Marc Hairapetian
»Die Unterwelt kennt längst keine Grenzen mehr und entwickelt ständig neue Methoden – leider. So kommt es immer wieder zu Verbrechen, gegen die die üblichen Methoden der Polizei nicht die rechten Mittel sind. Für solche Fälle hat sich Europol nicht gerade alltägliche Mitarbeiter herangezogen. Unkonventionelle Mitarbeiter mit unkonventionellen Methoden. Zum Beispiel uns: Biggy, Conny, und unser Boss ist eine Dame, sie heißt S.I.R.: S wie Sicherheit, I wie Information, R wie Recht.« Das war noch ein TV-Intro! Gesprochen 1973 von Monika Peitsch und Anita Kupsch, den beiden Hauptdarstellerinnen der Krimiserie »Okay S. I. R.«, eine Art deutscher Vorläufer von »Drei Engel für Charlie«. Flankiert wurden die Worte von einer Titelmusik, bei der fanfarenartige Bläsersätze auf geradezu himmlische Schubidua-Chöre trafen. Ja, Klaus Doldinger konnte eben nicht nur Jazz, sondern auch Pop.
Der am 12. Mai 1936 in Berlin als Klaus Erich Dieter Doldinger geborene spätere Saxophonist, Klarinettist und nicht zuletzt Komponist war ein Multitalent. Zu seinem Œuvre gehören von Samba und Bossa Nova inspirierte Alben wie »Doldinger in Südamerika« (Philips, 1965), aber auch die »Tatort«-Erkennungsmelodie. Der Absolvent des Robert-Schumann-Konservatoriums (Instrumente: Klavier und Klarinette) in Düsseldorf war in fast allen musikalischen Genres zu Hause.
Nach der Mitgliedschaft in der Dixieformation The Feetwarmers (1952–1955) und einem weiteren Studium der Musikwissenschaften samt Ausbildung als Tontechniker gründete er seine eigene Band Oscar’s Trio, die er nach seinem Vorbild Oscar Peterson benannte. Mit seinem Klaus Doldinger Quartett – bestehend aus ihm (Tenorsaxophon), Ingfried Hoffmann (Hammondorgel), Helmut Kandlberger (Bass) und Klaus Weiss (Schlagzeug) – nahm er 1962 für Philips seine erste Platte, »Doldinger – Jazz Made in Germany«, auf. Unter dem Pseudonym Paul Nero folgte Tanzmusik. Die Hinwendung zum Jazzrock manifestierte sich in den Bands Motherhood und Passport, wo beim ersten der insgesamt 28 Alben (Atlantic, 1971) der junge Udo Lindenberg am Schlagzeug saß.
Weltbekannt wurde der Mann mit der extrem großen Brille durch seine Soundtracks für zwei Filme von Wolfgang Petersen: Dem schicksalsschweren Score für »Das Boot« (1981) stand der romantische Hollywood-Sound von »Die unendliche Geschichte« (1984) gegenüber. Das Gründungsmitlied der Deutschen Filmakademie, zugleich künstlerischer Beirat der Union Deutscher Jazzmusiker und Aufsichtsratsmitglied der GEMA, hatte in der Serie »Abenteuer Airport« (1990) Gastauftritte als Saxophonist. 2022 erschien seine Autobiographie mit dem bezeichnenden Titel »Made in Germany – Mein Leben für die Musik«. Am 16. Oktober 2025 ist Klaus Doldinger in Icking verstorben.
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