Gegründet 1947 Donnerstag, 4. Dezember 2025, Nr. 282
Die junge Welt wird von 3063 GenossInnen herausgegeben
Aus: Ausgabe vom 20.10.2025, Seite 11 / Feuilleton
Musik

Bratwurst von rechts nach links: Klavierunterricht

Von Marc Hieronimus
imago78478974.jpg
Aller Anfang ist schwer

Musik bleibt ein Rätsel, egal, wie lange man sich mit ihr beschäftigt. Aus dem Schulunterricht weiß der Laie noch, dass Dur fröhlich und Moll traurig klingt. Warum eigentlich? Bleiben wir zur Einfachheit bei den sieben weißen Tasten des Klaviers (die fünf schwarzen sind für Profis): Dur ist von C bis C, Moll von A bis A. Dieselben Töne haben also eine unterschiedliche Wirkung, je nachdem, wo man anfängt. Mysterium! Nun mag die Leserin einwenden, das Mittagessen schmecke doch auch anders, wenn ich mit dem Pudding anfange, aber der Nachtisch besteht aus ein paar schwarzen Tönen, hinkt also als Vergleich. Es ist vielmehr, als ob die Bratwurst von rechts nach links anders schmeckte als umgekehrt. Und das IST ein Wunder, fast wie die Transsubstantiation, die Verwandlung von Oblate und Wein in Fleisch und Blut des Gottessohns, nur ohne den kannibalischen Beigeschmack (und ohne Currysoße).

Duro bedeutet wörtlich hart, mollo weich. Die Italiener nehmen oder nahmen also die Tonleitern anders wahr als wir, sonst würden wir heute C allegro und A triste sagen. Richtig spannend wird es, wenn man das System »Ich bleibe auf den Kindertasten, aber fange an, wo ich will« zu Ende denkt. Bei Platon heißt unser Dur noch ionisch und ist zusammen mit dem Lydischen (von F nach F) »weich« und bestenfalls für Gelage geeignet. Die mixolydische Tonleiter (G bis G) war ihm »unbrauchbar (…) selbst auch für Weiber, welche tüchtig sein sollen, geschweige denn erst für Männer« und sollte »getilgt« werden. In seinem Idealstaat wird nur dorisch gespielt (D bis D, gerne genutzt von den Doors) oder phrygisch (E bis E). »Diese beiden Tonweisen, eine gewaltmäßige und eine freiwillige, welche die Töne der unglücklichen und der glücklichen Männer, welche besonnen und tapfer sind, am schönsten nachahmen, diese beiden also lass mir übrig.« Wer jetzt mal »Alle meine Entchen« bei E beginnt, kann erahnen, wie der Überphilosoph die Welt sah. Und dann gibt es ja noch Tonsysteme mit 19, 31 oder 53 statt unserer läppischen zwölf Töne.

Friedenspropaganda statt Kriegsspielzeug

Mit dem Winteraktionsabo bieten wir denen ein Einstiegsangebot, die genug haben von der Kriegspropaganda der Mainstreammedien und auf der Suche nach anderen Analysen und Hintergründen sind. Es eignet sich, um sich mit unserer marxistisch-orientierten Blattlinie vertraut zu machen und sich von der Qualität unserer journalistischen Arbeit zu überzeugen. Und mit einem Preis von 25 Euro ist es das ideale Präsent, um liebe Menschen im Umfeld mit 30 Tagen Friedenspropaganda zu beschenken.

links & bündig gegen rechte Bünde

Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.

Mehr aus: Feuilleton