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Aus: Ausgabe vom 18.10.2025, Seite 5 / Inland
Bildungsstudie

Bildungstrend weist nach unten

IQB-Studie mit alarmierenden Befunden zu Lernstandards in Schulen
Von Yaro Allisat
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Bildungslücken klaffen auffällig oft in naturwissenschaftlich-mathematischen Fächern

Schüler in Deutschland erreichen immer seltener die Bildungsstandards in naturwissenschaftlich-mathematischen Fächern. Das ergab die am Donnerstag publizierte Studie »IQB-Bildungstrend« für 2024. Doch das ist der schlechten Nachrichten nicht genug: Zwischen 2018 und 2024 haben auch das Fachinteresse, die überfachlichen sozio-emotionalen Kompetenzen und die Verbundenheit der Schüler mit der Schule abgenommen. Besonders besorgniserregend ist die Zunahme psychosozialer Auffälligkeiten bei Schülern.

Die Kultusministerkonferenz (KMK) betonte angesichts dieser Ergebnisse die Notwendigkeit, gute Bildung für alle, unabhängig von der Herkunft, leisten zu wollen. Bestehende Maßnahmen, insbesondere im Bereich der Aus- und Fortbildung von Lehrkräften, sollten überprüft und verbessert werden. Das steht allerdings im Widerspruch zu in zahlreichen Bundesländern beschlossenen Finanzkürzungen im Bildungsbereich.

Im Detail hat die diesjährige IQB-Studie (Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen) ergeben, dass neun Prozent aller Neuntklässler den Mindeststandard für den Ersten Schulabschluss und ungefähr 34 Prozent den Mindeststandard für den Mittleren Schulabschluss verfehlen. In Biologie sind es rund zehn, in Chemie 25 und in Physik 16 Prozent, die einen Mittleren Schulabschluss anstreben – Tendenz steigend. Die Entwicklungen sind über alle Schichten des sozioökonomischen und zuwanderungsbezogenen Hintergrunds der Schüler zu beobachten, auch wenn solche mit Migrationshintergrund oder aus nichtakademischen Familien weiter deutlich mehr benachteiligt sind. Laut den Autoren sind für diese Ergebnisse u. a. die Einschnitte während der Coronapandemie, aber auch Sorgen, etwa bezüglich der Klimakrise, Kriegen und wirtschaftlicher Unsicherheit, verantwortlich. Auch die Social-Media-Nutzung beeinträchtige oft die psychische Gesundheit.

Die Zustimmung der KMK, weitere Maßnahmen zu ergreifen, könnte ein reines Lippenbekenntnis bleiben. So wurde allein in Berlin angekündigt, 100 Millionen Euro bei der Lehrkräfteausbildung an Hochschulen zu streichen. Auch in Brandenburg werden keine weiteren Gelder für die Schaffung neuer Stellen vorgesehen. In Sachsen wird vor allem bei den Zuschüssen für Ganztagsangebote von 45 Millionen auf 33 Millionen Euro im Jahr 2026 gekürzt. Außerdem sollen 790 Vollzeitstellen im Bereich Deutsch als Zweitsprache eingespart werden.

»Während die Bundesregierung Milliarden in die Rüstung schiebt, bröckelt der Putz in unseren Schulen«, so Nicole Gohlke, Sprecherin für Bildung und Wissenschaft der Linksfraktion im Bundestag, dazu. »Kinder scheitern nicht an Mathe oder Physik, sie scheitern an einer Politik, die das Kooperationsverbot heiligt, Verantwortung wegdelegiert und Sanierungen, Personalaufstockungen und Ganztagsbetreuung auf die lange Bank schiebt.« Die Fraktion fordert eine Finanzierung der Bildung nach Sozialindex. Selbst die CDU kritisiert die Finanzkürzungen. Die SPD sprach von »alarmierenden« Ergebnissen und einem »Weckruf«. Die Linksfraktion macht insbesondere die Regierungsparteien auf Bundes- und Länderebene verantwortlich, da wiederholt Sparhaushalte verabschiedet wurden, die Bildungsausgaben begrenzen und Investitionen in Personal, Gebäude und Ganztagsangebote blockieren.

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