Gutsherr des Tages: Martin Herrenknecht
Von Felix Bartels
Was tut der Unternehmer? Er unternimmt was. Dinge akzeptieren überlässt er anderen. Ärmel hoch, in die Hände gespuckt, das steigert das Bruttosozialprodukt. Hat er gerade nichts zu tun, muss die Energie woanders hin. Im beschaulichen – kein Witz – Allmannsweier, einem Ortsteil des südbadischen Schwanau, hat der von Spiegel Online als »Tunnelbohrmaschinen-Gigant« bezeichnete 82 Jahre alte Unternehmer Martin – kein Witz – Herrenknecht grob geschätzte 20 Blumenkübel vom Rand einer öffentlichen Straße entfernen lassen. Natürlich nicht eigenhändig, ein Knechtherr hat seine Herrenknechte für dergleichen – oder umgekehrt.
Die Gemeinde hatte die Kübel aufgestellt, um den Verkehr in einer Dreißigerzone zu beruhigen. Sie ersetzten Reflektoren entlang der Straße. Die Kübel allerdings stören die Sicht, fand der Unternehmer und unternahm was. Oder übernahm vielmehr was, die öffentliche Ordnung nämlich. Wer Geräte baut, die Tunnel unterm Gotthard oder dem Brenner bohren, scheint zu wichtig, Entscheidungen der Stadt zu akzeptieren. Geschichten aus Allmannshausen.
Bei der zuständigen Staatsanwaltschaft Offenburg indessen hat man verstanden und sucht bereits nach mildernden Umständen. Es gebe bislang keine Hinweise dafür, dass Herrenknecht oder seine Laufburschen einen strafbaren Diebstahl begangen haben. Die Kübel sollten der Gemeinde nicht dauerhaft vorenthalten werden. Ob die Behörde das ähnlich sähe, hätte es sich beim Blumenkübelentführer um einen stinknormalen Schwanauer gehandelt?
Der Gutsherr indes hat seine eigene, serienmäßig eingebaute Souveränität. Entsprechend teilte er der Badischen Zeitung mit, dass er Zuständigkeit und Entscheidungen der kommunalen Gremien respektiere. Aber nur, wenn sie nach seinen Erwartungen ausfallen. Sollten die Kübel wieder aufgestellt werden, werde er sie erneut entfernen lassen.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (16. Oktober 2025 um 19:39 Uhr)Herr Herrenknecht hat ja angekündigt, wenn Stuttgart 21 nicht gebaut wird, gehe er ins Ausland. Die DB könnte also sich selber und Altmannsweiler einen Gefallen tun und Stuttgart 21 stornieren. Das wäre vermutlich die billigste Lösung.
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