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Aus: Ausgabe vom 17.10.2025, Seite 6 / Ausland
Ukraine-Krieg

Selenskijs Auftrag in Washington

Ukraines Präsident dürfte »Tomahawk«-Forderung bei Besuch erneuern. Lage im Land angespannt
Von Reinhard Lauterbach
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Versehrt, aber noch am Leben: Ukrainische Soldaten laufen durch das an der Front gelegene Kramatorsk (10.9.2025)

US-Verteidigungsminister Pete Hegseth hat Russland damit gedroht, den Krieg in der Ukraine für Moskau »richtig teuer« zu machen, wenn es nicht einlenke und ihn beende. In diesem Zusammenhang steht offenkundig auch die seit Tagen öffentlich breitgetretene Überlegung, ob Präsident Donald Trump der Ukraine »Tomahawk«-Marschflugkörper liefern solle, die Ziele tief in Russland treffen könnten. Trump hat bisher regelmäßig erklären lassen, er wolle keine Eskalation des Konflikts in der Ukraine, wie sie Moskau für den Fall einer Lieferung angedroht hat. An diesem Freitag empfängt er im Weißen Haus den ukrainischen Staatspräsidenten Wolodimir Selenskij, der ungeachtet des damit verbundenen Risikos genau dies erreichen will.

An der Front verschlechtert sich die Lage der ukrainischen Truppen langsam, aber stetig. In den vergangenen Tagen sind russische Truppen offenbar ins Zentrum der Stadt Pokrowsk eingedrungen. Die Stadt ist nach Darstellung ukrainischer Militärblogger bereits von drei Seiten umzingelt, eine Bewegung auf der letzten verbliebenen Route nach Westen sei nur noch in kleinen Gruppen und im Schutze der Dunkelheit möglich. Gleichzeitig wächst der Druck auf die am nordwestlichen Rand des Donbass gelegene Stadt Slowjansk. Sie ist zwar von der Hauptfrontlinie noch etliche Dutzend Kilometer entfernt, aber nach übereinstimmenden Angaben beider Seiten haben sich russische Truppen nordöstlich von Slowjansk inzwischen auf Artillerieschussweite an die Hauptversorgungsroute der Stadt herangearbeitet. Die Straße von Charkiw über Isjum nach Slowjansk sei für den Nachschub nicht mehr sicher, weil sie von russischen Drohnen überflogen werde, die Artilleriefeuer auf ukrainische Konvois lenkten. Kupjansk im Osten des Bezirks Charkiw ist nach ukrainischen Angaben inzwischen »praktisch besetzt«, das heißt, es gibt wohl nur noch vereinzelte Widerstandsnester. Vor einigen Tagen wurde die Evakuierung von 40 im Umland gelegenen Gemeinden angeordnet, aber die ukrainischen Behörden klagen darüber, dass die Bevölkerung den Befehlen keine Folge leiste, sondern lieber in ihren Heimatorten bliebe und mutmaßlich die Eroberung dieser durch Russland abwarten wolle.

Wie gespannt die Lage im Innern der Ukraine inzwischen ist, wird an zwei parallel verlaufenden Entwicklungen deutlich. Zum einen treffen die Greifaktionen der Wehrersatzbehörden auf immer unverhohleneren Widerstand der örtlichen Bevölkerung. Praktisch täglich gibt es Bilder, wie zufällig anwesende Autofahrer Fahrzeuge der Greiftrupps blockieren, bis diese festgehaltene Männer wieder freilassen. Im westukrainischen Ternopil haben die Rekrutierungsbehörden Soldaten notorischer Neonazibataillone als Hilfstruppen verpflichtet, aber diese beschäftigen sich wohl vor allem damit, die Bevölkerung zu terrorisieren, Lösegeld zu erpressen und zu plündern.

Derweilen stößt die Absetzung des Bürgermeisters von Odessa, Gennadij Truchanow, im Wege seiner Ausbürgerung auf unerwarteten Widerstand. Ausgerechnet Medien der prowestlichen Antikorruptionsgruppen veröffentlichten Anhaltspunkte dafür, dass der russische Pass, den Truchanow angeblich besitzt und der als Argument für seine Ausbürgerung diente, eine Fälschung des Kiewer Geheimdienstes sein könnte: So entspreche die Seriennummer nicht dem angeblichen Ausstellungsjahr, und der Vorname Truchanows sei in der Transliteration in lateinische Buchstaben falsch geschrieben worden. Truchanow selbst kündigte an, er werde der Absetzung Widerstand leisten.

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