Gegründet 1947 Montag, 1. Dezember 2025, Nr. 279
Die junge Welt wird von 3063 GenossInnen herausgegeben
Aus: Ausgabe vom 17.10.2025, Seite 5 / Inland
Energiekosten

Wenn die Wohnung kalt bleibt

Millionen Menschen müssen wegen Armut den Winter ohne Heizung verbringen
Von Luca von Ludwig
imago359485965.jpg
Mehr als 1.200 Euro kostet das Heizen jährlich im Schnitt – für Millionen mehr, als sie aufbringen können

Lebkuchen in den Supermärkten, Steppjacken in den Geschäften, grauer Himmel vor dem Fenster: Die kalten Monate des Jahres brechen an. Wie wohltuend ist es da, die Heizungen aufzudrehen. Eine Notwendigkeit, die zunehmend ins Geld geht – und für viele zu teuer ist. Mehr als fünf Millionen Menschen in der BRD – 6,3 Prozent der Bevölkerung – haben nicht genügend Geld, um ihre Wohnung angemessen warm zu halten, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) am Donnerstag mit. Betroffen sind vor allem die, die ohnehin schon arm sind.

13,66 Euro kostete das Heizen 2024 pro Quadratmeter und Jahr im Durchschnitt, ermittelte das Unternehmen Techem, ein Energiedienstleister für die Immobilienwirtschaft. Macht bei einer durchschnittlichen Wohnungsgröße von 94 Quadratmetern mehr als 1.200 Euro im Jahr. Noch nicht betrachtet sind hier die regionalen Unterschiede: Während die Menschen in Niedersachsen beispielsweise relativ günstig wegkommen (11,33 Euro pro Quadratmeter im Jahr), sieht es für die Bewohner Brandenburgs (14,59 Euro) deutlich schlechter aus.

Derweil steigen die Heizkosten nun schon seit mehreren Jahren in Folge. Zwar vermeldete Destatis am Donnerstag einen Preisrückgang von 1,2 Prozent für Haushaltsenergie zum Oktober des vergangenen Jahres, das sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Kosten seit 2021 stark gestiegen sind. Laut Techem zahlten die Menschen 2024 etwa 82 Prozent mehr für ihre Haushaltsenergie als 2021. Auch sind die von Destatis ermittelten Rückgänge vor allem auf günstigere Preise bei Fernwärme und Festbrennstoffen zurückzuführen. Für Erdgas, den am weitesten verbreiteten Energieträger, wurden hingegen 0,7 Prozent mehr fällig als im Vorjahr.

»Es trifft vor allem die, die ohnehin wenig haben oder in den neuen Bundesländern leben«, kommentierte die sozialpolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke im Bundestag, Cansin Köktürk, die Heizkostensituation gegenüber jW. Auch in Haushalten mit kleinen Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen müsse mehr geheizt werden; diese seien zusätzlich belastet.

Eine parlamentarische Anfrage der Linke-Fraktion im Bundestag im Sommer hatte ergeben, dass für Menschen im Bürgergeldbezug die »Kosten der Unterkunft«, die die Jobcenter als angemessenen Rahmen für die Wohnkosten festlegen, oftmals ungenügend sind. Viele müssen sich daher Geld vom eigentlichen »Existenzminimum« absparen, um nicht in einer kalten Wohnung oder ganz auf der Straße zu sitzen. »Viele stehen vor der brutalen Entscheidung: Heizung oder Essen«, sagte Köktürk weiter und bezeichnete die Situation als »kalte Armut mit System«.

Gerade vor diesem Hintergrund warnte Heike Wagner von der Koordinierungsstelle gewerkschaftlicher Arbeitslosengruppen vor den jüngst angekündigten Verschärfungen beim Bürgergeld. Die Bundesregierung setze zu »immer weiteren sozialen Grausamkeiten« an, während sich bereits jetzt Millionen Menschen »elementare Dinge wie eine warme Wohnung nicht mehr leisten können«, sagte sie jW.

Friedenspropaganda statt Kriegsspielzeug

Mit dem Winteraktionsabo bieten wir denen ein Einstiegsangebot, die genug haben von der Kriegspropaganda der Mainstreammedien und auf der Suche nach anderen Analysen und Hintergründen sind. Es eignet sich, um sich mit unserer marxistisch-orientierten Blattlinie vertraut zu machen und sich von der Qualität unserer journalistischen Arbeit zu überzeugen. Und mit einem Preis von 25 Euro ist es das ideale Präsent, um liebe Menschen im Umfeld mit 30 Tagen Friedenspropaganda zu beschenken.

links & bündig gegen rechte Bünde

Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.