Gegründet 1947 Donnerstag, 16. Oktober 2025, Nr. 240
Die junge Welt wird von 3036 GenossInnen herausgegeben
Aus: Ausgabe vom 16.10.2025, Seite 16 / Sport
Tischtennis

Tücken des Turnierbaums

Jetzt geht’s richtig los: Die Vorrunde der Tischtennis-EM in Kroatien ist vorüber
Von René Hamann
imago1067741386.jpg
Spitzenspielerin des DTTB: Sabine Winter

Die Vorrunde war einfach. Sowohl die Damen wie auch die Herren des DTTB marschierten lustig mit 3:0-Erfolgen über ihre jeweils zwei Gegner hinweg; gefährdet war das Weiterkommen in Zadar, dem diesjährigen Austragungsort der Team-EM im Tischtennis, nie. Winter, Kaufmann, Wann hielten ihre Versprechen genau wie Duda, Qiu, Walther, Franziska (eh eine sehr gute Aufstellung, wenn man sie so liest). Aber nun kommen die K.-o.-Spiele. Mit dem Achtelfinale geht es los.

Dort warten unterschiedlich starke Gegner auf die Deutschen. Überhaupt ist der »Turnierbaum« jetzt die Phrase, die oft benutzt wird: Die Herren des DTTB treffen bereits im Achtelfinale an diesem Donnerstag auf Dänemark mit Jonathan Groth und Anders Lind, zwei altbekannte Namen, die den deutschen Spielern bestens aus der Bundesliga und von diversen Weltturnieren bekannt sind. Die Dänen strauchelten etwas überraschend in ihrer Vorrunde gegen die Slowenen um Darko Jorgić. Außerdem sind sie auf Position drei schwächer besetzt. Aber Groth und Lind in Topform könnten ein echter Stolperstein werden für Deutschland. Der genaue Zeitpunkt für das Spiel war Stand Mittwoch früh noch nicht bekannt. Die Ausrichter der ETTU machten es nicht nur in dieser Hinsicht gerne spannend.

Stichwort Turnierbaum: Im Viertelfinale könnten die Kroaten auf den DTTB warten. Gewännen die Deutschen auch dieses Duell, könnte es zum vorgezogenen Halbfinale gegen Frankreich kommen. Das sind die Tücken des Turnierbaums: Ein schnelles Aus im Achtelfinale ist wohl möglich, das Erreichen des Finals dürfte echte Arbeit sein.

Vom Finale wollen wir an dieser Stelle noch nicht sprechen, jedenfalls nicht bei den Herren. Das Turnier im schönen Zadar leidet wie so manch anderer Wettbewerb nicht bloß an nicht ganz durchsichtiger Organisation und schwachem Publikumszulauf, sondern auch an schleichender Abwertung seitens der Topspieler. Das gehört zu den Nebengeräuschen: Truls Möregårdh, jüngst erster europäischer Smash-Sieger, zog seine Teilnahmezusage aus medizinischen Gründen kurzfristig zurück. Für Schweden, Titelverteidiger und Mitfavorit, eine erhebliche Schwächung. So kommt es denn auch, dass die sehr stark besetzten Franzosen um die Lebrun-Brüder schon im Halbfinale auf die Deutschen, die Finalisten von 2023, treffen. Auf die Schweden dagegen wartet im Achtelfinale in Polen ein schwerer Gegner, sie haben ansonsten die vermeintlich leichtere Turnierhälfte.

Bei den Damen gab es in der Vorrunde die bisherige Sensation des Turniers: Die Französinnen, vergangenes Jahr noch WM-Dritte, schieden nach einer seltsamen und einer dramatischen Niederlage gegen die Niederländerinnen und die Spanierinnen überraschend bereits aus. Sie dürfen jetzt die Trostrunde bestreiten.

Profitieren konnte Spanien, auf das die deutschen Frauen im Viertelfinale treffen könnten. Vorher wartet im Achtelfinale England, das sich auch recht überraschend gegen Italien durchsetzen konnte. Das englische Team sollte für Sabine Winter und Co. kein Hindernis darstellen. Wie sich die Frauen sowieso bisher weder eine Blöße gaben, noch von Nebengeräuschen angekränkelt wurden.

Ansonsten drängen sich die Nebengeräusche schon mal nach vorn. Beim Asia-Cup, der gleichzeitig stattfindet, musste die Nummer zwei der Welt, Lin Shidong, wieder einmal eine Niederlage einstecken, diesmal gegen den sehr jungen Iraner Benyamin Faraji. Dafür holte China im Halbfinale gegen Japan einen 0:2-Rückstand zum 3:2-Sieg auf – alle fünf Matches gingen über die volle Distanz. Im Finale wartet der kleine Bruder aus Hongkong.

Und wer sich zum Beispiel dafür interessiert, was Dimitrij Ovtcharov so treibt, der oder die muss wohl ins Kino gehen. Die ehemalige Nummer eins der Welt, etwas außer Form geraten und auch nicht mehr der Allerjüngste und folglich nicht bei der EM dabei, gibt sein Debüt auf der Leinwand im sehenswerten Dokumentarfilm »Ping Pong Paradise« über den schillernden Ex-Bundesligaverein TTC Neu-Ulm, der nach turbulenten Jahren im Vorjahr seine Auflösung bekannt gab. Möregårdh ist da auch am Start. Der Film läuft ab nächster Woche in ausgewählten Lichtspieltheatern.

Tageszeitung junge Welt am Kiosk

Die besonderen Berichterstattung der Tageszeitung junge Welt ist immer wieder interessant und von hohem Nutzwert für ihre Leserinnen und Leser. Eine gesicherte Verbreitung wollen wir so gut es geht gewährleisten: Digital, aber auch gedruckt. Deswegen liegt in vielen tausend Einzelhandelsgeschäften die Zeitung aus. Überzeugen Sie sich einmal von der Qualität der Printausgabe. 

links & bündig gegen rechte Bünde

Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.