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Aus: Ausgabe vom 16.10.2025, Seite 6 / Ausland
US-Marionette Argentinien

Dämpfer für Milei

Argentinien: US-Präsident knüpft Unterstützung an Wahlerfolg seines Amtskollegen
Von Frederic Schnatterer, Buenos Aires
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Noch lacht er: Argentiniens Staatschef Javier Milei im Angesicht seiner Herren (Washington, 14.10.2025)

US-Präsident Donald Trump weiß seine Verbündeten zu demütigen. Das machte er am Dienstag (Ortszeit) erneut deutlich. Statt der eigentlich vorgesehenen 45minütigen Unterredung wurde dem argentinischen Staatschef Javier Milei, inklusive Entourage, nur ein kurzes Mittagessen im Weißen Haus zuteil. Gründe wurden nicht genannt. Dafür zeigte die vorangestellte Pressekonferenz einmal mehr, worum es der US-Regierung geht, wenn sie Argentinien unterstützt, und was sie dafür verlangt.

Erst vergangene Woche hatte US-Finanzminister Scott Bessent nach mehrtägigen Verhandlungen mit dem argentinischen Wirtschaftsminister Luis Caputo die Bereitstellung eines Hilfspakets für Argentinien bekanntgegeben. Dieses besteht zunächst darin, eine Swap-Linie, also ein Abkommen zum Währungstausch zwischen den Zentralbanken in Höhe von 20 Milliarden US-Dollar, einzurichten. Zudem griff Washington über mehrere Privatbanken direkt in den argentinischen Währungsmarkt ein, indem es Pesos in bisher unbekannter Größenordnung kaufte. Die argentinische Regierung verfügte bis dato über praktisch keine US-Dollar-Reserven, zwischenzeitlich stand ihre akute Zahlungsunfähigkeit im Raum. Die Unterstützung eines so treuen Verbündeten, wie ihn die marktradikale Milei-Regierung für die USA darstellt, liege »im strategischen Interesse« Washingtons, so Bessent.

Am Dienstag rief Trump sodann direkt zur Wahl von Mileis Parteienbündnis bei der Ende Oktober anstehenden Parlamentswahl auf. »Wir unterstützen Sie bei den bevorstehenden Wahlen«, sagte er an Milei gerichtet. Sollte am Ende der Abstimmung indes kein Sieg stehen, werde Washington nicht mehr »so großzügig« sein: »Wir werden mit Milei zusammenarbeiten, weil wir glauben, dass er die Wahlen gewinnen sollte. Wenn er nicht gewinnt, werden wir unsere Zeit nicht verschwenden.« Die Aussagen sind nicht nur als direkte Einmischung in den Wahlprozess des südamerikanischen Staates zu lesen, vielmehr grenzen sie an Erpressung der argentinischen Wählerschaft. Ein Stopp des US-Dollar-Flusses nach Argentinien brächte zwangsläufig eine heftige Abwertung des Peso mit sich. Die Folge wäre ein starker Anstieg der Inflation.

Derzeit lassen die meisten Umfragen keinen Sieg der aktuellen Regierungskoalition bei der Parlamentswahl vermuten. Ohne einen solchen dürfte es für Milei extrem schwer werden, weiterzuregieren. Der Geldsegen der Trump-Regierung geschieht vor dem Hintergrund ihres Kampfes gegen China, das in Lateinamerika stetig Einfluss gewinnt. Am Dienstag erklärte Trump, zwar gehe es ihm darum, Argentinien zu helfen. Einschränkend warf er jedoch ein: »Ich möchte nicht, dass sie so enge Beziehungen zu China unterhalten. Ich möchte nicht, dass sie irgend etwas mit den chinesischen Streitkräften zu tun haben. Das fände ich nicht gut.« Eine Aufkündigung des Swap-Deals von Argentinien mit China, der noch bis Mitte 2026 gilt und umgerechnet rund fünf Millionen US-Dollar umfasst, sei indes nicht zur Bedingung gemacht worden.

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