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Aus: Ausgabe vom 15.10.2025, Seite 8 / Ansichten

Politischer Nacktflitzer des Tages: Gunnar Schupelius

Von Felix Bartels
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Der Name »Schupelius« leitet sich ab vom mittelhochdeutschen »Schöffe«, bezeichnet also eine Person, die freiwillig der Obrigkeit beisitzt

Politische Nacktflitzer gibt es nicht viele, nur zu viele. Ihr Job: die jeweilige Richtung ohne Anflug von Scham vertreten. Sie haben nichts, aber das zeigen sie her. In Bild, dem Fachblatt für Unternehmerschutz, darf Gunnar Schupelius periodisch seine Lenden zeigen. Nun hat er eine neue Gefahr ausgemacht, in Elif Eralp, Kandidatin der Berliner Linken fürs Bürgermeisteramt. »Es gab einmal eine Zeit«, eröffnet der Redundanzpoet, »da galt die ­Linke in Berlin als pragmatisch«, unter dem »charismatischen« Wowereit und dem »sparsamen« Sarrazin, dem unfähigsten Bürgermeister der Stadtgeschichte also und dem xenophoben Finanzsenator, der späterhin in Vererbungslehre dilettierte. Aber jetzt komme Eralp, die »ganz links außen steht«. Wie weit rechts einer stehen muss, um Eralp für links außen zu halten, ­Schupelius’ Lenden demonstrieren es.

Richtig Angst kriegt er bei »Agitation gegen rechts«. Noch mehr aber fürchtet er, Eralp werde »die Grundsteuer erhöhen«, »eine Vermögenssteuer einführen« und »220.000 Wohnungen enteignen«. Vermutlich dann doch eher deren Besitzer. Miettreiber wie Vonovia zu verpflichten, jede dritte Wohnung an Menschen mit geringem Einkommen zu vergeben, ist für Schupelius »Wohnraumzuteilung«, also knapp vor Faschismus, obwohl Zuweisung von Wohnraum für Bürgergeldempfänger längst zum Alltag gehört. Gegen Enteignungen wendet er ein, dass dadurch »kein neuer Wohnraum entsteht«. Der Klassiker, aus einer sozialen Frage eine Wachstumsfrage machen. Wohnraum bezahlbar machen schafft keinen neuen Wohnraum, den braucht es ja auch nicht, wenn man sich den vorhandenen leisten kann. Abgesehen davon, dass das eine das andere nicht ausschließt.

Doch die Linke »spaltet die Stadt«, »mobilisiert Arm gegen Reich«. Wirklich »unheimlich«, wenn längst Gespaltenes gespalten würde.

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