Proteste zwingen Madagaskars Präsident zum Dialog

Antananarivo. In Madagaskar versucht Präsident Andry Rajoelina die anhaltenden Proteste junger Menschen mit einem Gesprächsangebot in den Griff zu bekommen. Rajoelina kündigte am Dienstag einen nationalen Dialog an, an dem am Mittwoch Geistliche, Studierende und Jugendvertreter teilnehmen sollen. Die Demonstranten hatten dem Präsidenten zuvor unter Androhung eines landesweiten Streiks ein 48stündiges Ultimatum gesetzt, um auf ihre Forderungen einzugehen. Die Proteste in dem südostafrikanischen Inselstaat hatten am 25. September begonnen. Zunächst richteten sie sich gegen den wiederholten Ausfall der Strom- und Wasserversorgung. Vor dem Hintergrund grassierender Armut und Korruption in den höchsten Ebenen der Verwaltung fordern die Demonstranten inzwischen aber auch den Rücktritt Rajoelinas.
Zur größten Protestbewegung in Madagaskar seit Jahren wurden die jungen Menschen inspiriert von anderen Demonstrationen der »Gen Z« – also von Menschen im Alter ungefähr zwischen 15 und 30 Jahren – in Ländern wie Kenia und Nepal. Als Reaktion hatte Präsident Rajoelina erst sein Kabinett entlassen und dann am Montag General Ruphin Fortunat Zafisambo zum neuen Ministerpräsidenten ernannt. Die Protestbewegung wies die Berufung eines neuen Regierungschefs jedoch als »kosmetisches Manöver« zurück. Rajoelina versprach nun »Konsultationen, um die Anliegen der Menschen anzuhören und dauerhafte Lösungen für die uns betreffenden Probleme zu entwickeln«.
Am Dienstag gingen einem Bericht des privaten Nachrichtenportals 2424.MG zufolge Dutzende Menschen in der Hauptstadt Antananarivo auf die Straße. Damit hat die Protestbewegung deutlich an Zulauf verloren, nachdem in den vergangenen Tagen noch Hunderte in verschiedenen Städten des Landes demonstriert hatten. Nach Angaben der Vereinten Nationen kamen bei den Unruhen bisher mindestens 22 Menschen ums Leben, hundert weitere wurden verletzt. Die Regierung von Madagaskar weist diese Zahlen zurück. (Reuters/jW)
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