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Aus: Ausgabe vom 11.10.2025, Seite 5 / Inland
Schiffbaubefragung der IG Metall

Zukunft der Werften unter Wasser

Schiffbau optimistisch: Reiche Auftragslage dank Marine. IG Metall fordert Staatseinstieg bei TKMS
Von Susanne Knütter
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IG Metall hätte lieber mehr Investitionen in solche Offshorekonverterplattformen. Aber mehr U-Boot-Bau ist auch okay

Es ist nicht lange her, da kämpften Werftbeschäftigte an Ost- und Nordsee nicht nur für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze, sondern auch für den Fortbestand der Werften selbst. Inzwischen wendet sich das Blatt. Die Werften sind optimistisch, die Auftragslage nimmt zu. Bei der jährlichen Schiffbauumfrage der IG Metall Küste gab die Mehrheit der befragten Betriebe an, auch eine Zunahme der Beschäftigtenzahl zu erwarten. Im Vorjahr waren es noch 35 Prozent. Nur acht Prozent rechnen mit Stellenstreichungen, im Gegensatz zu 22 Prozent im Vorjahr.

Treiber der Entwicklung ist der Marineschiffbau. »Es gibt eigentlich keine Werft mehr, die nicht im Marineschiffbau tätig ist«, sagte Dominik Lauck, Sprecher der IG Metall Küste, am Freitag im Gespräch mit jW. Und man könne sagen, ohne die Kämpfe der IG Metall für die Zukunft der Werften wäre der Marineschiffbau so heute gar nicht möglich. Raum und Know-how wären vielleicht schon weg, so Lauck. Die Flächen an der Küste und in Hafennähe seien begrenzt. Und gefragt – etwa als Parkplätze für den Umschlag von BYD. Und Werftarbeiter hätten sich womöglich längst umorientiert.

Aber der IG-Metall-Sprecher warnte: Ziviler Schiffbau müsse unbedingt erhalten werden. Sonst gehe trotzdem wichtiges Know-how verloren. U- Boot-Bau sei etwas komplett anderes als der Überwasserbau. So werde die Wismer-Werft derzeit für TKMS umgebaut. Die Arbeit ruhe für ein Jahr, weil die Beschäftigten umgeschult werden. »Sie lernen komplett neue Skills.«

Interessant ist, dass die Zahl der Stammbeschäftigten trotz des Rüstungsbooms in diesem Jahr erstmals seit drei Jahren wieder zurückgegangen ist. 14.754 Beschäftigte arbeiten derzeit auf den Werften – das sind rund 6,8 Prozent weniger als 2024 (15.824). Die IG Metall resümiert: »Trotz guter Perspektiven steht die Branche weiterhin unter hohem Anpassungsdruck.« Jeder zweite Betrieb plane oder vollziehe Restrukturierungen – von organisatorischen Veränderungen über Modernisierungen bis hin zu Verlagerungen und Massenentlassungen.

Der Leiter des IG-Metall-Bezirks Küste, Daniel Friedrich, forderte für den zivilen Schiffbau neben dem Bau von Passagierschiffen, dass der Durchbruch bei Offshoreplattformen »endlich« gelingen muss. Mit Blick auf den Marinebereich hält er den Staatseinstieg bei der Thyssen-Krupp-Rüstungstochter TKMS für nötig. »Wer ernsthaft über eine europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik spricht, muss auch gemeinsame europäische Projekte schaffen. Dafür braucht es eine schlagkräftige deutsche Organisation als Partner in Europa. Ein nationaler Champion wird dies ohne Staatsbeteiligung nicht schaffen können«, so Friedrich. Dabei müssten auch Werften sowie die regionalen Zulieferer durch Kooperationen und Auftragsvergabe außerhalb von NVL (Naval Vessels Lürssen) und TKMS einbezogen werden. »Es ist Arbeit für alle da.«

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