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Aus: Ausgabe vom 26.09.2025, Seite 8 / Ansichten

Arbeitszeitbetrüger des Tages: Der Staatsdiener

Von Niki Uhlmann
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Mancher hinterlässt eine Lücke, die ihn vollständig ersetzt

Nichts tun Verwalter lieber als nichts tun. Anzunehmen, sie würden gern verwalten, zählt zu den Wahnvorstellungen moderner Gesellschaften. Wer einmal glaubwürdig auf das Vaterland geschworen hat, verschwindet als Zahnrädchen in dessen monströser Maschinerie und hat dort Narrenfreiheit. Um ihren Aufwand zu minimieren, hat die Verwaltung drei mächtige Mantras entwickelt. Besonders kreativ hat sie ein italienischer Beamter ausgelegt, ist dafür aber am Donnerstag festgenommen worden.

Mantra eins: »Wo kommen wir denn da hin?« Acht Stunden Arbeit, das sind acht Stunden zu viel. Wie es der Amtseid gebietet, soll der Müßiggänger sich täglich pünktlich um 7 Uhr morgens zum Dienst gemeldet haben. Von der Stechuhr ging es umgehend ins Café oder gleich wieder nach Hause, um sich an privaten Angelegenheiten zu schaffen zu machen. Oftmals sind diese anstrengend genug.

Mantra zwei: »Das haben wir doch schon immer so gemacht.« Und ob! Über Jahre hinweg habe der Bummelant sich nicht lumpen lassen und für seine Bärendienste wie Spazierengehen oder Espressoschlürfen satte Gehälter kassiert. Hätte er regulär in seinen Sessel gefurzt oder gar den kleinen Finger gekrümmt, wäre womöglich noch jemandem aufgefallen, dass es ihn gar nicht braucht.

Mantra drei: »Da könnte ja jeder kommen.« Warum eigentlich nicht? 2015 hatte die italienische Polizei von 528 Beschäftigten der Stadtverwaltung des Kurorts Sanremo ganze 196 des systematischen Arbeitszeitbetrugs verdächtigt. Und doch steht Sanremo noch. In Italien ist es im Sommer obendrein ein Segen, ein wenig beschattet zu werden.

Ließen sich hiesige Staatsdiener davon inspirieren, wäre allen geholfen: weniger knüppelnde Eigentumsschützer, vulgo Polizisten, weniger Arbeitsvermittler, die Arme schikanieren, und weniger Deutschlehra. La deutsche far niente – ein Traum!

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