Taz macht sich über Leid der Palästinenser in Gaza lustig

Während der Genozid an den Palästinensern mit dem Großangriff der israelischen Armee auf Gaza-Stadt in eine neue Phase tritt, veröffentlichte die linksliberale Taz am Sonnabend auf ihrer »Satire- und Humorseite« eine offenbar als lustig angesehene Glosse über einen fiktiven »Gaza-Erlebnispark«:
Im neuen Gaza-Erlebnispark wird Ausnahmezustand für Krisentouristen als spannende Inszenierung erfahrbar. Ein kühler Septembermorgen in der Lüneburger Heide. (…) Eingebettet in ein touristisches Gewerbegebiet an der A 7 zwischen Snow Dome, Kartbahn und Trampolinlandschaft, öffnet hier heute mit dem Gaza-Adventure-Dorf eine weitere Attraktion ihre Pforten. (…)
Am Eingang kontrollieren Mitarbeiter im stilisierten Outfit israelischer Militärs die Rucksäcke ausgewählter Gäste auf »gefährliche Gegenstände«. Unter dem Gejohle der Umstehenden werden Brillenetuis, Tupperdosen und Wechselsocken »konfisziert«. Ebenso »streng überwacht« wird die Pflicht zum Tragen einer Kufija. Doch keine Sorge: Wer sein »Palituch« vergessen hat, kann an der Kasse ein täuschend ähnlich gemustertes Geschirrtuch erwerben; auf Wunsch mit »Free Gaza«-Stickerei – für nur 24 Euro 99. Vor dem Einlass stauen sich Familien, Schulklassen, Ausflügler; darunter auch eine ganze Wandergruppe der Linksjugend aus dem nahen Bad Bevensen sowie eine Busladung salafistischer Landfrauen aus der Gegend rund um Osnabrück. Noch in der Wartezone stehend, skandieren beide Gruppen gemeinsam gegen Israel. (…)
Laiendarsteller in zerschlissenen, aber farbenfrohen Kostümen spielen die sogenannten Streifenbewohner. Sie tragen Habseligkeiten hin und her, diskutieren die Trinkwasserqualität oder lassen sich theatralisch auf improvisierten Matratzenlagern nieder. (…) Zu den Highlights des Dorfprogramms zählen die stündlich per Sirenenalarm angekündigten »Verpflegungsausgaben«. Da inszenieren dann Schauspieler eine handfeste Prügelei um ein paar (plastene) Brotlaibe und erzeugen so für einige Minuten ein improvisiertes Chaos, in das die Besucher spielerisch miteinbezogen werden. Danach gibt es für alle Süßigkeiten und Wassermelonenlimo, stilecht serviert in löchrigen Metalldosen.
Für Adrenalin sorgen auch Attraktionen wie die »Hilfsgüterpyramide mit Riesenrutsche« und die große Fallschirmabwurfbude »Airdrops«. Oder Fahrgeschäfte wie das »Notstromkarussell« und die »Greta-Schiffsschaukel«. Im »Freifallsimulator« kann man sich von vermummten »Kämpfern« von einem Hochhaus stoßen lassen. Nicht wenige Besucher versuchen sich am »Hau die Fatima«, einer Variante des klassischen »Hau den Lukas« – mit faustgroßen Steinen, die auf eine Gummipuppe mit Kopftuch geworfen werden. (…)
Warum aber besuchen Menschen einen solchen Krisenpark? Für Marlene E. aus Wien ist die Antwort klar: »Mich faszinieren Krisen, aber mir als privilegierter weißer Person mit Reichweite ist es schlichtweg zu gefährlich, den Gazastreifen in echt zu bereisen. Hier bekomme ich den Nervenkitzel – ohne jedes Risiko.« (…) Und das Elternpaar Jassir und Annalena H. aus Hamburg meint, das Gelände sei die ideale Gelegenheit, um den Antisemitismus ihrer Kinder zu fördern. (…)
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