Untoter des Tages: Wiktor Juschtschenko
Von Reinhard Lauterbach
Lange nichts mehr gehört von Wiktor Juschtschenko, dem 2004 in der »Orangen Revolution« in einem verfassungswidrigen dritten Wahlgang an die Macht gebrachten ukrainischen Präsidenten. Der hatte in der Folge zwar den ersten Anlauf zum Regimewechsel in der Ukraine vergeigt, aber er ist sich offenbar treu geblieben. Und wenn er etwas von der modernen Medienwelt gelernt hat, dann, dass je schriller eine Aussage, desto größer die Chance, dass sie zitiert wird. Aufmerksamkeit erheischen ist alles.
So ist der Mann also jetzt in einer Fernsehshow aufgetreten und hat aus der Position dessen, der politisch nichts zustande gebracht hat, seinem Land gute Ratschläge erteilt. Die Ukraine dürfe nicht den Fehler machen, sich mit der Rückkehr zu den Grenzen von 1991 – die sowieso ins Reich der Politmärchen gehört – zufrieden zu geben, sondern gleich in großen Dimensionen denken: »Moskau erobern«, das sei die Aufgabe, die die heutige Generation der Ukrainer nicht ihren Kindern oder gar Enkeln überlassen dürfe. Das war dann auch Abgeordneten der Selenskij-Partei »Diener des Volkes« doch etwas zu dick aufgetragen; einer von ihnen riet Juschtschenko, vielleicht erst mal mit der Rückeroberung von Bachmut anzufangen, wenn es ihn in den Krieg ziehe.
Derweilen tut sich in der Ukraine Verdächtiges: An einem Waggon des Zuges von Kiew in den Karpatenkurort Rachiw fiel einem Wartenden am Bahnhof von Jaremtscha auf, dass auf der elektronischen Anzeigetafel nicht stand, wohin der Zug fuhr, sondern die Worte »Slawa Rossii« (Ruhm für Russland). Ein Fall für die örtliche Polizei, die das Steuergerät beschlagnahmte, aber bisher nicht feststellen konnte, wer die Feindpropaganda einprogrammiert hatte. Verspätung haben die Züge in der Ukraine sowieso, da kam es auf die Stunde mehr nicht an.
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