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Aus: Ausgabe vom 19.09.2025, Seite 8 / Ansichten

Marktdschihadisten des Tages: INSM

Von Arnold Schölzel
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Kein Kapitalismus in Deutschland ohne fundamentalistische Glaubenskämpfer. Seit der Kaiserzeit schickt die besitzende Klasse hierzulande Fanatikertrupps los, die als Wächterrat das politische Personal piesacken, wenn es zu wenig fürs Umschaufeln von unten nach oben tut. Am Donnerstag feierte eine dieser lästigen Horden, genannt »Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft«, in Berlin ihr 25jähriges Bestehen. Festredner: Markus Söder und Kanzleramtsminister Thorsten Frei.

Unerheblich, dass am Namen nichts stimmt. Die »Initiative« hat der Industrieverband Gesamtmetall gegründet, der sie auch neben anderen satt finanziert. Zuletzt soll das Jahresbudget sieben Millionen Euro betragen haben. »Neu«: Seit das Monopolkapital herrscht, tut es viel, um das, was es abschaffte – »Wettbewerb«, »Freiheit« und »Demokratie« – zu proklamieren. Die müssen zudem ewig gegen ihre Feinde (gesetzliche Rente, Kranken- und Arbeitslosenversicherung, Mindestlohn, SPD, Kommunisten, Russen usw.) verteidigt werden. Kein Zufall daher: Die INSM brachte die Phrase »Sozial ist, was Arbeit schafft« wieder in Umlauf. Die hatte der erste Wirtschaftsminister der NS-Regierung Alfred Hugenberg verbreitet. »Soziale Marktwirtschaft«: Eine Chiffre für Kapitalherrschaft ohne Widerstand. 1944 schenkte nachgewiesenermaßen ein SS-General den Begriff Ludwig Erhard, als der für den Nachkrieg »demokratische Marktwirtschaft« vorschlug.

Die INSM würdigt entsprechende Verdienste: Mitbegründer Friedrich Merz ernannte sie 2004 zum »Reformer des Jahres«. 2007 zierte das Konterfei des damaligen Berliner Wirtschaftssenators Harald Wolf (Die Linke) ganzseitige INSM-Anzeigen als Kronzeugen für »marktwirtschaftliche Reformen« wegen seiner »Unterstützung von Ausgabenkürzungen im Sozialbereich des Berliner Landeshaushaltes«. Das geht so weiter und muss gefeiert werden.

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