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Aus: Ausgabe vom 15.09.2025, Seite 8 / Ansichten

Extremistin des Tages: FDP

Von Daniel Bratanovic
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Achtung, FDP spricht. FDP? Falls Sie sich nicht mehr erinnern – das ist der Laden, dessen damalige Spitzenleute sich mit schlafwandlerischer Sicherheit erst aus der Bundesregierung und kurze Zeit später aus dem Bundestag katapultiert hatten. Und wer draußen ist, droht in Vergessenheit zu geraten. Von wem war noch mal die Rede? Ach, ja richtig: FDP. Die hat inzwischen, das weiß bloß keiner, einen neuen Chef, Christian Dürr heißt der. Und weil die dpa so gnädig war, dem Freihausdemokraten und Dutzendliberalen ein Mikro unter die Nase zu halten, konnte dieser Dürr dicke Ansagen machen. Etwa so eine: »Wir wollen die Partei der radikalen Mitte sein.« Oder so eine: »In Deutschland herrscht Stillstand – und die FDP wird der Gegenentwurf zu diesem Stillstand sein.«

Was meint der Mann damit? Hat die Welt jetzt allen Grund, sich vor Dürrs radikaler Mitte zu fürchten? Was soll das überhaupt sein? Ein fanatisches Aufgebot der alten, wohlhabenden Männer, eine extremistische Miliz der Selbständigen und Freiberufler, der leitenden Angestellten und höheren Beamten, die sich anschickt, das Übel der Nation – den wuchernden Sozialstaat – an der Wurzel zu packen? Und wie wollen die das anstellen? Eines scheint dabei sicher: Der FDP-Aufstand kommt per Automobil – vom Typ Verbrenner, versteht sich.

Denn nur so wird aus Stillstand Bewegung und aus dem F in FDP Futurismus: »Wir erklären, dass sich die Herrlichkeit der Welt um eine neue Schönheit bereichert hat: die Schönheit der Geschwindigkeit. Ein Rennwagen, dessen Karosserie große Rohre schmücken, die Schlangen mit explosiven Armen gleichen … ein aufheulendes Auto, das auf Kartätschen zu laufen scheint, ist schöner als die Nike von Samothrake.«

Bleiben wir nüchtern. Manifeste protofaschistischer Kühnheit sind aus dem Hause der Freidemokraten auch im Zustand äußerster Depravation nicht zu erwarten. Noch im Untergang bleibt die Partei dies: radikale Mittelmäßigkeit.

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