Tickets für die Rosa-Luxemburg-Konferenz
Gegründet 1947 Montag, 22. September 2025, Nr. 220
Die junge Welt wird von 3036 GenossInnen herausgegeben
Tickets für die Rosa-Luxemburg-Konferenz Tickets für die Rosa-Luxemburg-Konferenz
Tickets für die Rosa-Luxemburg-Konferenz
Aus: Ausgabe vom 15.09.2025, Seite 5 / Inland
Maritime Wirtschaft

Seeleute für deutliches Heuer-Plus

Verdi mit Forderung von 9,5 Prozent in aktueller Tarifrunde. Beruf muss attraktiver werden
Von Burkhard Ilschner
Saniertes_Feuerschif_81958703.jpg
Die Zahl deutscher Seeleute nimmt immer weiter ab: Museumsschiff »Elbe 3« wird von Schleppern auf der Weser gezogen

Um 9,5 Prozent sollen die Heuern deutscher Seeleute steigen, wenn es nach der Gewerkschaft Verdi geht: Ende vergangener Woche präsentierten Maren Ulbrich als Branchenleiterin Maritime Wirtschaft und Gewerkschaftssekretär André Scheer die Forderung für die aktuelle Tarifrunde.

Den derzeit noch geltenden Tarifvertrag für die deutsche Seeschifffahrt hat Verdi fristgerecht zu Ende 2025 gekündigt. Er hatte ab 1. Oktober 2023 den Seeleuten ein Heuer-Plus von 6,5 Prozent gebracht; zum 1. Oktober 2024 hatte es eine weitere Steigerung um 4,0 Prozent gegeben. Dennoch bilanziert Verdi, in Folge unter anderem von Pandemie und Inflation seien die Heuern seit 2020 »real um 6,5 Prozent gesunken«. Zugleich hätten aber die Reedereien »nicht nur Rekordgewinne eingefahren, sondern auch staatliche Subventionen in Milliardenhöhe kassiert« – wie berichtet, bezifferte der jüngste Subventionsbericht der Bundesregierung allein die Steuermindereinnahmen durch Tonnagebesteuerung von 2021 bis 2024 auf knapp 23 Milliarden Euro, zuzüglich mehrerer hundert Millionen Euro weiterer Schifffahrtssubventionen. Scheer schlussfolgert daher: »Das muss nun auch in Form von spürbaren Heuer-Erhöhungen bei den Seeleuten ankommen.«

Trotz allen Geredes von Politik und Reedern über Nachwuchs und personelle Sicherung der maritimen Wirtschaft nimmt die Zahl deutscher Seeleute immer weiter ab. Laut Knappschaft-Bahn-See (KBS) gab es am 30. Juni dieses Jahres nur noch 4.327 deutsche Seeleute, die in der deutschen Sozialversicherung versichert waren – zwölf Jahre zuvor, Mitte 2013, waren es noch rund 7.400. Schrumpfende Handelsflotte, anhaltende Ausflaggung in fremde Register: Aktuell bilanziert das zuständige Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg 246 Handelsschiffe unter deutscher Flagge bei gleichzeitig 1.385 Schiffen unter fremden Flaggen; Ende 2013 waren es laut BSH noch 395 Schiffe unter »Schwarz-Rot-Gold« und etwas mehr als 3.000 ausgeflaggte. »Wir können das dringend benötigte maritime Know-how in Deutschland nur sichern, wenn wir die entsprechenden Berufe attraktiver machen und die Menschen auch besser bezahlen«, mahnte Scheer eine höhere Wertschätzung für die Arbeit der Seeleute an, sie sei schließlich »von unschätzbarer Bedeutung für die Versorgungssicherheit«. Aufgeregte Debatten gab es noch während der Pandemie, diese Arbeit für »systemrelevant« zu erklären und daraus entsprechende Rechte abzuleiten – weder national noch international hatte das bislang nennenswerte Folgen.

75 für 75

Mit der Tageszeitung junge Welt täglich bestens mit marxistisch orientierter Lektüre ausgerüstet – für die Liegewiese im Stadtbad oder den Besuch im Eiscafé um die Ecke. Unser sommerliches Angebot für Sie: 75 Ausgaben der Tageszeitung junge Welt für 75 Euro.

 

links & bündig gegen rechte Bünde

Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.

Ähnliche:

  • Verdi und EVG machen ernst: Auf unsoziale Angebote folgt kommend...
    24.03.2023

    Verdi übt Französisch

    Dienstleistungsgewerkschaft und Eisenbahner rufen zu Streiktag am kommenden Montag auf. Verkehr und Infrastruktur dürften bundesweit lahmliegen
  • Zentimetergenau, und die Handgriffe müssen sitzen – auch im Cont...
    19.07.2022

    Laschen ist Hafenarbeit

    Gericht gibt Gewerkschaften recht: Das Lösen und Sichern von Schiffsladung ist Aufgabe der Hafenarbeiter, nicht der Seeleute
  • Ruhe vor dem Sturm: Schlepper sind einem harten Konkurrenzkampf ...
    10.09.2021

    Löhne rauf im Heimathafen

    Reeder von Schleppschiffen flaggen aus, um Tarifstandards zu unterwandern

Mehr aus: Inland