Ostbeauftragte des Tages: Grüne
Von Felix Bartels
Gerade denen, die es nicht zu schätzen wissen, muss geholfen werden. Weiß ein guter Vater. Ludger Beckmann, geboren in Solingen, Kandidat für die Grünen im Wahlkreis Mansfeld – Name, Bezirk und alles andere von der Redaktion geändert. Bis auf die Partei, die nie hat Fuß fassen können im Osten und sich bis heute fragt, warum. Bei »Bier & Brause« – man spricht also die Sprache der Eingeborenen – will Grün an diesem Wochenende in Wittenberg mit dem »Ostkongress ELBE 2025« nie gewonnenen Boden gutmachen. Beckmann muss hin, für die Menschen hier, die geblieben sind, die gar nicht wissen, was sie an ihm und seiner Partei haben.
1990 zog es ihn hierher. Wie Carl Schurz seinerzeit nach Amerika. Das Ödland begrünen, das die SED hinterlassen hatte. Die kaputten Seelen heilen. Nazigewalt, die es in Solingen nicht gab, zurückdrängen. Die Ossis Demokratie lehren, als Westdeutscher musste man da eine Weile lang voranschreiten. Heute schreitet er noch immer, gedankt wurde ihm das selten. Doch Gutes tut man, um Gutes zu tun, nicht für den Beifall. Heute ist Sachsen-Anhalt ihm Heimat geworden. Wenn es geht, kauft er regionale Produkte. Und fördert den Standort. Nur das eine Mal, als die Putzfrau wieder Mittel ohne Biosiegel benutzt hatte, musste er ihrer Agentur einen langen Brief schreiben.
Auch kulturell sieht Beckmann sich als Botschafter. Im Buchladen nebenan las er neulich aus Thatchers Memoiren. Dieses Feindbild der Linken als Frau zu würdigen, die dem männlichen Bergarbeitermilieu trotzte, sei bewusstseinserweiternd. Drogen braucht er nicht, aber für die Legalisierung ist er natürlich trotzdem. Wie für bewusste Ernährung, die eben kostet, die Leute hier rauchen ohnehin zu viel. Weiß ein guter Vater. Und eines erwachsenen Tages wird man ihm hier schon dankbar sein.
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vom 13.09.2025