Botschaft für Palästina
Von Mumia Abu-Jamal
Ich danke euch, den Mitgliedern und Unterstützern des »Palestinian Youth Movement« und allen, die sich hier versammelt haben, um gemeinsam über die Ereignisse in Gaza, im Westjordanland und darüber hinaus zu diskutieren.
Zu Beginn möchte ich euch eine ganz einfache Frage stellen: Wann habt ihr jemals ein solches Ausmaß an Zerstörung gesehen, wie wir es derzeit täglich in Gaza erleben? Ich vermute, dass niemand in diesem Publikum ein vergleichbares Ausmaß von Massenmord an Männern, Frauen, Kindern und eine derart starke Zerstörung von Wohnhäusern, Kirchen und Moscheen in so kurzer Zeit benennen könnte. Das sollte uns mehr sagen, als wir wissen wollen.
Wann haben wir jemals etwas über das Recht der Palästinenser auf Selbstverteidigung gehört? Oder über das Menschenrecht aller Menschen, sich zu verteidigen, egal wo auf dem Planeten Erde sie sich befinden? Wenn es um die Palästinenser geht, hören wir von einem Ausnahmezustand, in dem alles erlaubt ist – alles außer Gerechtigkeit, außer Demokratie, außer Nahrung, außer Wasser, außer Leben.
In den Gefängnissen Palästinas und denen der USA gibt es Gefangene, die um ihre Freiheit kämpfen. Der in New York lebende Aktivist Mahmoud Khalil ist einer von ihnen, der nur deshalb verhaftet und in die Dunkelheit einer Gefängniszelle geworfen wurde, weil er in den USA Demonstrationen angeführt und es gewagt hatte, sein eigenes Volk zu unterstützen. Glücklicherweise wurde diese kurze Inhaftierung wieder aufgehoben, und er kann hier wieder öffentlich sprechen, was eine wunderbare Sache ist. Aber es gibt Tausende und Abertausende von Palästinensern, die jeden Tag Verfahren vor Militärgerichten ertragen müssen, in denen sie schon vor dem Betreten des Gerichtssaals als schuldig gelten. Was für eine Art von Gerechtigkeit ist das? Ist das demokratische Gerechtigkeit? Ich glaube nicht. Es gibt in den Vereinigten Staaten noch mehr Gefangene, die Palästinenser sind und gegen eine Regierung kämpfen, die aus politischen Gründen jede solidarische Unterstützung für Palästina verboten hat.
Es wird immer wieder über Israels Recht auf Selbstverteidigung gesprochen. Wie aber soll man eine Armee nennen, die gegen Männer, Frauen und Kinder ein solches Ge-metzel entfesselt und sogar Menschen tötet, die weit entfernt von ihren Heimatorten in Gaza auf der verzweifelten Suche nach Nahrung in eine Falle sogenannter humanitärer Hilfe gelockt werden? Über tausend Menschen wurden ermordet, weil sie auf der Suche nach einem Stück Brot waren! Offiziell wird von der Israelischen Verteidigungsarmee IDF gesprochen. Ich frage mich, wer bezeichnet sie endlich als das, was sie tatsächlich ist: eine Israelische Angriffsarmee? Das wäre ehrlicher.
Wenn wir an die Gefangenen in Palästina denken, müssen wir an ganz Palästina denken. Nicht nur in den Gefängnissen Israels sitzen Menschen ein. Ganz Palästina ist ein israelisches Freiluftgefängnis, weil die allgegenwärtige Besatzung ihnen »Leben, Freiheit und das Streben nach Glück« verweigert – ihr wisst schon, diese großartigen Werte, die die US-Amerikaner versprechen –, ja, sogar das höchste Gut, das Leben selbst.
Der Kampf muss weitergehen, und er wird weitergehen, solange Herzen auf der ganzen Welt schlagen, solange Augen auf der ganzen Welt sehen. Und solange wir das lieben, was wir Menschlichkeit nennen. Ich danke euch.
Übersetzung: Jürgen Heiser
Unter dem Motto »Gaza ist der Kompass!« fand vom 29. bis 31. August 2025 in Detroit, Michigan, die zweite jährliche »Volkskonferenz für Palästina« statt. 4.600 Gäste aus den USA und dem Ausland nahmen an der vom »Palestinian Youth Movement« einberufenen Konferenz teil, die sich zum Ziel gesetzt hat, »die Bewegung für die Befreiung Palästinas in Nordamerika weiter aufzubauen und zu stärken«.
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