Schlag auf Hintern wird ausgesetzt
Köln. Das »traditionelle Freischlagen« auf das Gesäß im Steinmetzhandwerk wird dieses Jahr in Nordrhein-Westfalen ausgesetzt. Nach Protest von Auszubildenden verzichtet der Landesinnungsverband auf das jährlich im September stattfindende »Ritual«, wie das Azubihilfe Netzwerk am Dienstag unter Berufung auf Kontakte im aktuell betroffenen Jahrgang mitteilte. Bei der Freischlagung handelt es sich um eine alte Tradition, bei der die Auszubildenden mit einem Schlag auf den Hintern durch ihren Meister symbolisch in den Gesellenstand erhoben werden. Nicht so bekannt ist: Der »Klaps auf den Po« wird mit einer 1,5 Meter langen Holzlatte, einem sogenannten Richtscheit, vorgenommen. Und zwar öffentlich bei der Freisprechungsfeier. Das »Azubihilfe Netzwerk« kritisiert derartige Rituale, die in Teilen Deutschlands nach wie vor praktiziert werden, seit langem als Verharmlosung von Gewalt, öffentliche Demütigung und Machtdemonstration. Das Netzwerk kritisiert außerdem, dass die angehenden Gesellen kaum darüber informiert werden. Diese Tradition sei beispielhaft für die Situation im Handwerk. Solche Dinge wären »im akademischen Kontext gar nicht denkbar«, in der handwerklichen Ausbildung aber werden sie »einfach abseits des öffentlichen Diskurses und unter der Hand weiterhin praktiziert«. (jW)
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Christoph H. (4. September 2025 um 01:00 Uhr)»Solche Dinge wären ›im akademischen Kontext gar nicht denkbar‹« … Ähm - doch: Bizutage, Hazing, Ontgroening, Baptême, Fala, Praxe, Nonnismo, Trote …
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