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Aus: Ausgabe vom 02.09.2025, Seite 15 / Natur & Wissenschaft

Neue Studie zur ersten Pandemie

Wien. Zur Zeit des oströmischen Kaisers Justinian (527–565) brach eine Pest aus, die als erste globale Pandemie gilt. In historiographischen Quellen wird die Krankheit erstmals in Ägypten 541 erwähnt, bevor sie 542 nachgewiesenermaßen auch Konstantinopel und schließlich weite Teile des Mittelmeerraumes erfasste. Ursprung und Ausbreitung der Seuchen waren jedoch bislang noch ein Rätsel. Ein Team mit Forschern aus den USA, Europa und China hat jetzt unter der Koordination des Historikers Johannes Preiser-Kapeller vom Institut für Mittelalterforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften versucht, diese Pestwelle zu rekonstruieren. Dabei kombinierten sie klimahistorische Daten und Ergebnisse aus archäologischen Funden. Bekannt ist, dass aufgrund von Vulkanausbrüchen ab 540 eine spätantike »Kleine Eiszeit« begann. Das wechselhafte Wetter habe die Übertragung von Erregern von Tieren auf den Menschen begünstigt, so Preiser-Kapeller. Die Forscher konnten den Ursprung der Pest weiter einschränken. Entweder kam sie über Handelsrouten aus Zentralasien und über Indien per Schiff nach Ägypten, oder einige Erregerstämme existierten am Nil bereits und mutierten erst dort. (jW)

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (2. September 2025 um 14:34 Uhr)
    In dieser Sendung: https://www.arte.tv/de/videos/079391-000-A/tutanchamun-neues-aus-dem-grab/ werden Todefälle in der Pharaonenfamilie zu Lebzeiten Nofretetes (Lebenszeit: ca. 1370–1330 vuZ) etwa ab Minute 13:50 von einer Seuche besprochen. Dabei ist von »Pest« die Rede. Das schreibt die Wikipedia: »Die ältesten Nachweise von Yersinia pestis stammen aus bis zu 5000 Jahre alten Skeletten aus der pontischen Steppe. Die Pest betraf bereits steinzeitliche Gesellschaften, ihr Erreger ließ sich in einem Zeitraum «von vor 4800 bis etwa vor 3800 Jahren in Skeletten aus ganz Europa nachweisen».« Wenigstens Pestepidemien gab es also schon weit vor 542, auch wenn sich das Genom des Erregers seither verändert hat. Sprich: Die Übertragung von Pesrterregern von Tieren auf den Menschen hat schon sehr viel früher als zu Zeiten Justinians stattgefunden. Darf man über Jahrhunderte von der Zucht eines Pandemieerregers in Haustieren (Ratte und Floh) sprechen?

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