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Aus: Ausgabe vom 02.09.2025, Seite 8 / Ansichten

Lenin-Beauftragte des Tages: Evelyn Zupke

Von Hagen Bonn
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Kopf des einstmals am Lenin-Platz (jetzt Platz der Vereinten Nationen) aufgestellten Denkmals in der Zitadelle Spandau

»Wir brauchen weniger Marx- und Lenin-Statuen in unserem Land, sondern mehr Orte der Würdigung für die Opfer.« Dieses Zitat stammt nicht aus dem Fremdschäm-Slapstick »Good Bye, Lenin!« (2003), nein, es entsprang Evelyn Zupke in ihrer Funktion als »Bundesbeauftragte für die Opfer der SED-Diktatur«.

Solche und ähnliche Auslassungen muss sie regelmäßig medial verabreichen, denn der Unterbrechung der »Vergessenskurve« hinsichtlich DDR muss entgegengewirkt werden. Also gibt es »verteilte Wiederholungen« (Spaced Repetition). Die sichern, dass Propaganda als gefühltes Wissen ins Langzeitgedächtnis übertragen wird. Dieser psychologische Voodoo unterscheidet sich diametral von den »Waffen der Kritik« dieser Zeitung: Wir erinnern regelmäßig an die Kriegsverbrechen der Bundeswehr, an die Notstandsgesetze, Berufsverbote, an den geheimdienstlich unterstützten Rechtsterrorismus oder die unverbrüchliche Solidarität und Vasallentreue zum Apartheid- und Genozidstaat Israel. Damit zeigen wir auf, was unser Staat darstellt. Lenin meint: Es ist »der Staat des parasitären, verfaulenden Kapitalismus«.

Und deswegen sollen nach Zupkes Meinung all die Marx- und Lenin-Statuen von der Bildfläche verschwinden. Um dem entgegenzuwirken, soll auf ein Buch von Carlos Gomes hingewiesen werden: »Lenin lebt. Seine Denkmäler in Deutschland«. Erschienen im Verlag 8. Mai. Dort finden wir auch eine vollständige Übersicht aller bis heute in Deutschland zu sehenden Kunstwerke, die den Genossen Lenin darstellen. Ob als Statue, Büste, Relief, Mosaik, Glasmalerei oder Wandbild. Und Frau Zupke schlagen wir vor, ihre Beauftragtenkollegen zu wecken, denn die für »Pflege«, für »Tierschutz« und für »Abrüstung und Rüstungskontrolle« glänzen, wenn wir die aktuelle Lage beurteilen, mit Nichtstun.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Christel H. aus Aschersleben (3. September 2025 um 11:50 Uhr)
    Hiermit sei auch nochmal an die Website LENIN IS STILL AROUND erinnert.
  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Franz S. (2. September 2025 um 10:57 Uhr)
    Was ist das für ein zynische Einrichtung, die den Kopf Lenins, hingelegt wie eine Jagdtrophäe, zur Schau stellt? Bei »Zitadelle Enthüllt. Berlin und seine Denkmäler« heißt es: »Das Museum bietet eine Möglichkeit, sich mit den großen Symbolen des Deutschen Kaiserreichs, der Weimarer Republik, des Nationalsozialismus und der DDR auseinanderzusetzen, die vergraben und vergessen werden sollten – und jetzt als Zeugnisse der deutschen Geschichte eine neue Funktion erfüllen.« Das ist also der Bildungsauftrag des Museums: »Nationalsozialismus« (statt Faschismus) und DDR auf eine Stufe stellen und damit den Besuchern die Totalitarismus-Doktrin (»Links gleich rechts«) in die Gehirne blasen.

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