Die große Passion
Von André Dahlmeyer
Einen wunderschönen guten Morgen! Die Achtelfinals der Copa Libertadores sind beendet. Argentiniens Rekordmeister River Plate zelebrierte nach der Nullnummer im Estadio La Huerta von Asunción, Paraguay, im Rückkampf gegen Club Libertad das große Leiden. Schließlich endete auch dieses Match mit einem Unentschieden, die Entscheidung fiel vom Sanktionspunkt. Wieder mal hatten die Riverplatenses, die fast eine Halbzeit in Unterzahl über den Platz schlitterten, Schwein. Im Viertelfinale wartet nun SE Palmeiras aus São Paulo auf den Klub aus Núñez.
Der Millonario startete zunächst mit Verve und viel Druck, machte es sich gemütlich in der Hälfte des Gegners. Allerorten wurden selbstgehäkelte Picknickdeckchen ausgebreitet, rasch schaute der Platz aus wie einer der berühmten Bonaerenser Armenflohmärkte. Enzo Pérez und Nacho Fernández grätschten wie die Jungspunde, und jeder Ball, den sie zurückeroberten, fand ad hoc mit dem Kolumbianer Juanfer Quintero einen willfährigen Abnehmer, der alle Attacken der Gastgeber ebenso bissig wie dickköpfig anführte. Erste Einlochchancen mandelten sich so zwangsläufig auf. Dass dennoch keine Treffer fielen, lag am 42jährigen uruguayischen Tormann Martin Silva und der wieder mal fehlerhaften Dosierung des Zielwassers. Facundo Colidio und Sebastián Driussi schwärmten über die Flügel aus, als gäbe es dort etwas umsonst. Vielleicht Laster mit Karotten, Kartoffeln, Kohl? Die große K-Frage! Die hereinsegelnden Plastegeschosse erklärten Diego Viera und Robert Rojas kurzerhand zu Teufelswerk und verbannten sie dementsprechend in die Strafkolonie der Konterkompanie.
Als effektiv erwies sich indes ein Konter der Gastgeber, eingeleitet von Weltmeister Marcos »Ei« Acuña über die linke Seite. Colidio haute das Ding schließlich an die Latte, Driussi staubte ab. Einsnull, gespielt war eine halbe Stunde. Nun wurden die Guaraníes grantig, befreiten sich nach und nach von der Belagerung des silberländischen Stammes und unternahmen erste Erkundungsausflüge sogar noch hinter die gegnerischen Schützengräben. Es war anstrengend, schließlich wollte niemand erwischt werden. Es musste sein. Um Tormann Franco Armani wurde es unruhig. Ein Wortgefecht ergab das nächste. Harmonie schreibt sich anders. Die Paraguayos erkannten darin eine gastfreundliche Geste und schlugen noch vor dem Pausen-Tereré, aus dem guten alten Kuhhorn, zu. Robert Rojas köpfte eine Flanke von der rechten Seite aus dem Fünfmeterraum zum Ausgleich ein, Armani düpiert, die Welt Rivers verwirrt.
Auch nach dem Wechsel rissen die Unannehmlichkeiten für River Plate keinesfalls ab. Der Chilene Paulo Díaz blieb in der Kabine, leckte seine Wunden, ihn ersetzte Sebastián Boselli. Acht Minuten gekickt, und Mittelfeldspieler Giuliano Galoppo wurde nach barschem Einsteigen des Platzes verwiesen. River-Trainer Marcelo Gallardo reagierte und stellte das Mittelfeld um, für Quintero kam Matías Galarza Fonda. Die zahlenmäßige Unterlegenheit gerade in dieser Region änderte das keineswegs. Libertad hatte noch zwei Hochkaräter, um den Siegtreffer zu erzielen: Ein Schuss ging knapp vorbei, einen anderen wehrte Armani gerade noch ab. Da River Plate nun offensiv nicht mehr stattfand und Libertad kein Glück hatte, blieb es beim 1:1, die Lotterie vom Punkt entschied darüber, wer die nächste Runde erreichte. Für River Plate verschoss nur Acuña, für Libertad gleich drei Sportsfreunde. Viertelfinalgegner Palmeiras, der Verein feierte gestern den 111. Geburtstag und liegt auf Platz 2 des Brasileirão, dürfte im September Endstation für den Millonario sein.
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vom 27.08.2025