Bedienen und Bereichern
Von Thomas Berger
Während die Feier zum 80. Jahrestag der Unabhängigkeit Indonesiens mit mehr als 16.000 Gästen in Jakarta die öffentliche Aufmerksamkeit bestimmte, blieb eine zentrale politische Ankündigung weitgehend unbeachtet: Der rechtskonservative Präsident und Exgeneral Prabowo Subianto, seit rund 300 Tagen im Amt, kündigte »tiefgreifende Reformen« bei den staatlichen Unternehmen des Landes an. In seiner Haushaltsrede für 2026 vor dem Repräsentantenhaus am 15. August erklärte er, dass ineffiziente Strukturen und überhöhte Vergütungen in den Chefetagen künftig keinen Platz mehr haben sollen. In der Inselrepublik, dem bevölkerungsreichsten Land und der größten Volkswirtschaft Südostasiens.
»Unsere Staatsbetriebe verfügen über Vermögenswerte in Billionenhöhe«, zitierte ihn die Zeitung Jakarta Globe. »Sie sollten mindestens 50 Milliarden US-Dollar jährlich zum Haushalt beitragen. Das würde unser Defizit beseitigen.« Die Zielmarke steht – und erste Maßnahmen sind bereits beschlossen. So sollen die Vorstände staatlicher Unternehmen künftig auf maximal sechs Mitglieder begrenzt werden. In vielen Fällen bedeutet das eine Halbierung der bisherigen Posten.
Auch an die sogenannten Tantiemen, leistungsabhängige Boni, will Prabowo ran. Er nannte Beispiele von bis zu 2,6 Millionen US-Dollar jährlich für Direktoren, selbst bei tiefroten Bilanzen. Künftig soll die Vergütung strikt an messbare wirtschaftliche Erfolge gekoppelt werden.
Die Kritik an der Selbstbedienungsmentalität in staatlichen Unternehmen ist nicht neu. Seit Jahrzehnten gelten sie als Machtzentren, in denen persönliche Bereicherung und politische Patronage ineinandergreifen. Frühere Regierungen versprachen Reformen, scheiterten jedoch an strukturellen Widerständen und etablierten Netzwerken. Korruption reicht bis in höchste Institutionen – auch der Oberste Gerichtshof und die Antikorruptionsbehörde blieben nicht verschont.
Prabowo mimt also den durchgreifenden Staatslenker. Bereits im Februar initiierte er den Staatsfonds Danantara – mit einem geschätzten Gesamtwert von 900 Milliarden US-Dollar. Damit zählt er zu den größten weltweit und übertrifft sogar Singapurs Temasek-Holding. Finanziert wird der Fonds unter anderem durch Telkom Indonesia und den Energiekonzern Pertamina, die gemeinsam 20 Milliarden US-Dollar Startkapital beisteuerten.
Danantara soll strategische Investitionen bündeln und die wirtschaftliche Schlagkraft Indonesiens erhöhen. Die Struktur des Fonds orientiert sich an privatwirtschaftlichen Modellen mit zentralisierter Kontrolle und hoher Kapitalmacht. Während einzelne Staatsbetriebe wie Pertamina hohe Gewinne erzielen, kämpfen andere – etwa die nationale Fluggesellschaft Garuda – mit Schulden und Korruption in der Führungsetage.
Die angekündigten Reformen zielen auf »Effizienz, Haushaltsdisziplin und die Eindämmung von Misswirtschaft«. Gleichzeitig bleibt offen, wie demokratische Kontrolle, soziale Verantwortung und Transparenz in einem System traditioneller Selbstbereicherung gewährleistet und wirtschaftliche Ressourcen gerechter verteilt werden sollen.
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