Geschäfte mit hohem Wellengang
Von Burkhard Ilschner
Die maritimen Geschäfte an der Elbe haben in der vergangenen Woche für Schlagzeilen gesorgt: Hapag-Lloyd, Deutschlands größte Reederei, verbuchte im ersten Halbjahr 2025 zwar deutlich gestiegene Umsätze – aber in der Linienschifffahrt zugleich einen merklichen Gewinneinbruch. Das Umschlags- und Logistikunternehmen HHLA, zu mehr als 90 Prozent im Besitz einer gemeinsamen Beteiligungsgesellschaft der Stadt Hamburg und des Schweizer Reedereigiganten MSC, bilanzierte hingegen sowohl höhere Umsätze als auch Gewinne.
Das Hamburger Traditionsunternehmen Hapag-Lloyd, nach wie vor fünftgrößte Containerreederei der Welt, konnte von Januar bis Juni zwar die Transportmenge deutlich steigern, konstatierte aber zugleich schwierige Marktbedingungen. Die Linienschiffahrt beförderte im Berichtszeitraum 6,75 Millionen TEU (Twenty-foot Equivalent Unit, Maßeinheit für 20-Fuß-Standardcontainer), was einem Plus von knapp elf Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2024 entspricht. Das erhöhte Transportaufkommen sei, so heißt es, im wesentlichen dem Handel mit China und weiteren Zielen im Ostasien-Europa-Verkehr zuzuschreiben. Andererseits habe die sich ständig ändernde Handelspolitik der USA unter Präsident Donald Trump für Dämpfung gesorgt.
Während der maßgeblich vom Segment Linienschiffahrt geprägte Konzernumsatz dank dieses Wachstums von 8,8 auf knapp 9,7 Milliarden Euro zulegte, schrumpfte das EBIT (Gewinn vor Zinsen und Steuern) um knapp 200 auf 619 Millionen Euro. Die Gründe dafür sind vielfältig: Zwar bewegen sich die Frachtraten in etwa auf Vorjahresniveau, deutliche Sprünge verursachten zwischenzeitlich aber punktuelle Einbrüche. Zudem drückten die wegen der Situation im Roten Meer anfallenden Umwege um das südafrikanische Kap der Guten Hoffnung samt resultierender Staus das Ergebnis, auch sogenannte Anlaufkosten für das im Februar gestartete Gemini-Netzwerk mit der dänischen Großreederei Mærsk dämpften es. Mit dem Gemini-Projekt zeigte sich die Konzernführung übrigens sehr zufrieden, man habe für beide beteiligten Reedereien die Pünktlichkeit der Fahrpläne merklich steigern können. Die vor gut einem Jahr neu organisierten weltweiten Terminalaktivitäten brachten der Bilanz ein kleines Plus, dennoch senkte der Vorstand wegen »vielfältiger geopolitischer Herausforderungen« die eigene Jahresgewinnprognose geringfügig.
Diese Unsicherheit prägte auch die Halbjahresbilanz der HHLA: Schwache Konjunktur, geopolitische Konflikte und wachsende Unsicherheit durch die US-Handelspolitik zählte Vorstandschefin Angela Titzrath als besondere Schwierigkeiten auf. Dennoch konnte sie – letztmalig, denn zum Jahresende scheidet sie bekanntlich aus – ein durchaus zufriedenstellendes Ergebnis präsentieren: Der börsennotierte Teilkonzern Hafenlogistik (die HHLA-Immobilien unter anderem in der historischen Speicherstadt werden gesondert bilanziert) verzeichnete in der ersten Jahreshälfte einen Umsatz von knapp 866 Millionen Euro, 16,6 Prozent mehr als im Vergleichshalbjahr 2024. Das daraus resultierende EBIT legte gar um gut 40 Prozent auf 72,4 Millionen Euro zu.
Verantwortlich für dieses Ergebnis ist vor allem der Containerumschlag: An den drei Hamburger Terminals wurden etwas mehr als drei Millionen TEU umgeschlagen – das ist aufs Jahr gerechnet zwar weit entfernt von jenem 25-Millionen-TEU-Ziel, von dem Hamburg und die HHLA einst träumten, liegt aber immerhin knapp sieben Prozent über dem Vergleichswert des Vorjahres (2,8 Millionen TEU). Das Plus ist den HHLA-Angaben zufolge vor allem dem »Fahrtgebiet Fernost – insbesondere China« sowie einem starken Wachstum in den sogenannten Feederverkehren (Verteilung von Überseefracht in Nord- und Ostseehäfen) zuzuschreiben, während unter anderem die Nordamerikaverkehre stark rückläufig waren. Hinzu kam wegen Routenveränderungen infolge der Situation im Roten Meer zusätzliche Ladung aus Überseehäfen in Belgien, Frankreich, Großbritannien und den Niederlanden. Der auf niedrigem Niveau dümpelnde Umschlag in ausländischen HHLA-Terminals legte ebenfalls zu, vor allem durch die Wiederinbetriebnahme des Hafens in Odessa.
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