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Die Erben der Piraten

Von Pierre Deason-Tomory
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Auf Irrwegen: Kuh in Halbtrauer

Die Medienwelt wird von einer Revolution erschüttert, alte Verbreitungswege wie der UKW-Rundfunk sterben ab, aber das Freie Radio lebt. Fragt sich nur: Wie lange noch, in welcher Form und wozu? Der Kampf um Frequenzen ist für die Enkel der Radiopiraten in den Hintergrund gerückt, seitdem sich die Ausstrahlungsmöglichkeiten durch DAB plus und Internet stark ausgeweitet haben. Andere Probleme wie die chronische Unterfinanzierung sind geblieben, neue, etwa der Nachwuchsmangel, hinzugekommen.

Gleichzeitig wachsen die Aufgaben durch Rechtsruck und Kulturkampf, während sich der bürgerliche Lokaljournalismus nebenan verdünnisiert. Vor dieser Gemengelage haben Teilnehmer des alljährlichen Radiocamps der Freien Radios am 29. Mai in Markelfingen am Bodensee über die zukünftige Rolle ihrer Sender diskutiert. Weitere Themen waren eine Loslösung von der Fokussierung auf lineares Radio und neue partizipative Ansätze. Einen Mitschnitt der Podiumsdiskussion »Emanzipatorische Medienkritik und die Rolle freier Radios in der Gegenwart« gibt es auf der Website des Bundesverbands Freier Radios (freie-radios.de) und am Freitag linear beim Freien Senderkombinat Hamburg (Radio Corax 2025, 8 Uhr, FSK).

Der erste Vorschlag für die Radiowoche kommt vom Freien Radio Lora. Die Züricher Expiraten starten am Dienstag abend das »Endlossounds-Festival« mit Live-DJ-Sets fünf Tage lang nonstop (ab 18 Uhr bis So., 20 Uhr). Die Deutschlandradios senden das Hörspiel »Schrödingers Grrrl« nach dem Romandebüt von Marlen Hobrack über eine Milli-Vanilli-Verschwörung im Literaturbetrieb (DLF Kultur 2025, Ursendung, Di., 20.05 Uhr, DLF, Do., 22.05 Uhr, DLF Kultur).

Die »Agenda« diskutiert über »Klassismus« in der Medizin, »Wenn Armut krank macht« (Mi., 10.08 Uhr, DLF). Zum 100. Geburtstag porträtiert Marcus Woelfle den großen Oscar Peterson, den er zitiert mit »Ich habe nie geübt!« (Fr., 23.03 Uhr, BR Klassik, HR 2 Kultur, NDR Kultur, Radio 3, SR Kultur, SWR Kultur, WDR 3). Tatsächlich ohne viel Übung hat es Stefanie Sargnagel in die Bestsellerlisten geschafft, zuletzt mit der Arschderweltbetrachtung »Iowa – Ein Ausflug nach Amerika«, geschrieben und aufgenommen mit Christiane Rösinger (DLF, ORF 2025, Sa., 14 Uhr, Ö 1).

Folgenreich war im Februar 2023 der Ausflug einer deutschen Reisegruppe ins irre Orbanistan. Beim »Podiumsgespräch zur Kriminalisierung von Antifaschist*innen im Budapest-Komplex« am 24. Mai in Köln kamen Sprecher der Gefangenen zu Wort (Radio Nordpol/FSK 2025, Sa., 16 Uhr, FSK). Mit einem deutsch-italienisch-rätoromanischen Livekonzert liefert der gereifte Schweizer Protestbarde Walter Lietha am Samstag abend eine Hommage an sich selbst ab, für die »Alpentöne« tritt er in Altdorf mit Corin Curschellas und der Narrenschiff-Band auf (RSI, RTR, SRF 2025, 19.30 Uhr, SRF 2 Kultur).

An »existentielle Fragen zu Kunst, Politik und Widerstand in Vergangenheit und Gegenwart« hat sich Fabian Saul gewagt mit dem Hörspiel »Die Ästhetik des Widerstands – Variationen zu Peter Weiss« (DLF Kultur 2025, Ursendung, Sa., 20.05 Uhr., DLF, So., 18.30 Uhr, DLF Kultur). Dann hätten wir noch furchtbare Zustände im Feature »Warum mehr Platz nicht reicht – Nutztierhaltung auf neuen Irrwegen?« (WDR 2025, So., 13.04 Uhr, Mo., 20.03 Uhr, WDR 5). Ein fieses Waschweib im Hörspielklassiker »Der Biberpelz« von Gerhart Hauptmann (BR 1958, So., 15.05 Uhr, Bayern 2). Und ein enormes astronomisches Stielauge in der »Dimensionen«-Ausgabe über das »Extremely Large Telescope« in Chile (Mo., 19.05 Uhr, Ö 1).

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