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Aus: Ausgabe vom 12.08.2025, Seite 7 / Ausland
Venezuela

Caracas deckt Komplott auf

Venezuela: USA und rechte Opposition wollen bolivarische Regierung gewaltsam stürzen. Protest aus Lateinamerika
Von Volker Hermsdorf
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Das US-Kopfgeld auf Venezuelas Staatschef Maduro wurde mittlerweile verdoppelt (Caracas, 27.7.2025)

Neue Erkenntnisse über die Herkunft der Ende vergangener Woche in Venezuela beschlagnahmten 54.000 Sprengstoffhohlladungen bestätigen Terrorpläne zum Sturz der Regierung von Präsident Nicolás Maduro. Die Sprengkörper vom Typ TCP HDX, hergestellt von der argentinischen Firma Etasa, sind baugleich mit jenen, die der »Islamische Staat« in Syrien gegen gepanzerte Fahrzeuge einsetzte. Offiziell dienen solche Ladungen der Ölindustrie, doch ihre panzerbrechende Wirkung macht sie zur idealen Waffe für Sabotage- und Terroraktionen. Caracas sieht den Fund als Beweis für eine »terroristische Infiltration« – und verweist auf Verbindungen zu rechten Oppositionskreisen sowie US-gesteuerten Destabilisierungskampagnen.

»Diese Waffen sind nicht für den zivilen Gebrauch bestimmt. Sie sind für den Krieg gemacht – und genau das ist ihr Zweck«, erklärte ein Sprecher der bolivarischen Streitkräfte am Sonntag. Das in der Stadt Maturín ausgehobene Sprengstofflager enthielt ein Arsenal, das weit über industrielle Nutzung hinausgeht: Die TCP-HDX-Ladungen können mittels Mobiltelefon ferngezündet werden – eine bevorzugte Methode terroristischer Gruppen. Bisherige Ermittlungen führen zu einer internationalen Allianz aus dem kolumbianischen »Kartell von La Guajira« und der albanisch-ecuadorianischen Mafia. Laut Behördenangaben bestehen Verbindungen zu einer im Juni vereitelten Anschlagsserie, darunter ein geplanter Bombenanschlag auf die Plaza Venezuela in Caracas. Laut Innenminister Diosdado Cabello existieren zudem Hinweise auf eine Verstrickung von María Corina Machado, der von den USA unterstützten ultrarechten Oppositionspolitikerin.

Auch Präsident Nicolás Maduro warf Washington und Machado in einer Fernsehansprache vor, hinter den Umsturzplänen zu stecken. »Sie wollen unser Land mit Terrorakten und einem Wirtschaftskrieg destabilisieren, um eine ausländische Intervention vorzubereiten«, warnte er. Die jüngsten Aktionen des Weißen Hauses lassen diese Gefahr durchaus real erscheinen. US-Präsident Donald Trump ließ das Kopfgeld auf den gewählten Staatschef Maduro auf 50 Millionen US-Dollar erhöhen. Er verstärkte damit den seit seiner ersten Amtszeit angeordneten »maximalen Druck«, um den bolivarischen Prozess zu beenden.

Unter Verweis auf den »Alien Enemies Act« von 1798 konstruiert Trump das absurde Bild einer »Invasion« der USA durch Venezuela – eine juristische Grundlage, um militärische Angriffe zu legitimieren. Zur Unterstützung behauptete US-Justizministerin Pam Bondi, Maduro arbeite »Hand in Hand« mit den Drogenkartellen von Sinaloa, Tren de Aragua (TdA) und dem »Kartell der Sonnen«, um »tödliche Drogen und Gewalt« in die Vereinigten Staaten zu bringen. Eine bereits im Mai deklassifizierte US-Geheimdienstanalyse hatte die unterstellten Verbindungen Maduros zu Aktivitäten dieser Gruppen in den USA allerdings verneint. »Das Maduro-Regime betreibt wahrscheinlich keine Politik der Zusammenarbeit mit dem TdA und lenkt dessen Bewegungen und Operationen in den Vereinigten Staaten nicht«, zitierte Al-Dschasira aus dem Memo.

In Lateinamerika stoßen die US-Attacken auf Widerstand. Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum wies die Vorwürfe gegen Maduro zurück: »Auf seiten Mexikos gibt es keine einzige Ermittlung zu diesem Thema. Wenn die USA Beweise haben, sollen sie sie vorlegen. Wir haben keine.« Kubas Außenminister Bruno Rodríguez verurteilte den »neuen Akt der Aggression gegen eine Brudernation«, und Gustavo Petro bot dem Nachbarland indirekt sogar militärischen Beistand an. »Kolumbien und Venezuela sind dasselbe Volk, haben dieselbe Flagge, dieselbe Geschichte. Jede militärische Operation ohne Zustimmung beider Länder ist eine Aggression gegen Lateinamerika und die Karibik«, erklärte der Staatschef. Die venezolanische Nationalversammlung verabschiedete unterdessen einstimmig eine Resolution, in der sie die US-Drohungen als »gescheiterte Putschversuche des Imperialismus« brandmarkte und versicherte: »Wir werden unsere Unabhängigkeit verteidigen.«

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