Killer auf freiem Fuß
Von Susann Witt-Stahl
Der militante Siedler, der vergangene Woche mutmaßlich den palästinensischen Aktivisten Awdah Hathaleen erschossen hat, ist wieder auf freiem Fuß. Ein Video, das der Filmemacher Yuval Abraham am Montag veröffentlicht hat, zeigt Yinon Levi in der besetzten Westbank. Der Oscar-Preisträger für den Dokumentarfilm »No Other Land«, an dem Hathaleen mitgewirkt hatte, kämpft gegenwärtig für eine Aufklärung des Verbrechens vom Montag vergangener Woche und spricht von »kaltblütigem Mord«. Während Levi am Dienstag aus der Haft und am Freitag aus dem Hausarrest entlassen wurde und schon wieder am Aufbau einer neuen illegalen zionistischen Siedlung arbeitet, bleiben Angehörige und Unterstützer des Opfers in Haft. Zudem weigern sich die israelischen Behörden weiterhin, den Leichnam von Hathaleen freizugeben. Seit Donnerstag befinden sich mehr als 60 Frauen aus seinem Dorf Umm Al-Khair aus Protest gegen diese Schikane im Hungerstreik.
Von Willkür der Besatzer berichten unter anderem auch ein Medizinstudent und eine Krankenschwester aus den USA gegenüber dem Onlinemagazin The Intercept: Levi habe unmittelbar nach seiner Bluttat israelischen Soldaten Anweisungen gegeben, welche Palästinenser zu verhaften seien – insgesamt waren es 17, sie sollen Schlägen und anderen Misshandlungen ausgesetzt gewesen sein (einige sind mittlerweile wieder entlassen worden). Die Krankenschwester, die noch versucht hatte, das Leben des zunächst schwerverletzten Hathaleen zu retten, wurde rund 24 Stunden festgehalten, bevor sie verlegt und am Donnerstag nach Jordanien abgeschoben wurde. Offenbar wollen sich die israelischen Sicherheitskräfte der Mordzeugen entledigen. »Sie sind mitschuldig«, so die Krankenschwester, die auch beobachtet hatte, wie Levi auf dem Revier mit israelischen Polizisten freundschaftlich plauderte und Zigaretten rauchte. »Sie sind da, um die Gewalt der Siedler gegen die Palästinenser durchzusetzen.« Indes vermelden Medien eine dramatische Zunahme des Terrors gegen die Bevölkerung. Zudem wurden neue Details der brutalen Tötung eines Palästinensers durch israelische Soldaten bekannt, die sich vor einer Woche an einem Kontrollpunkt bei Hebron ereignete.
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