Heute bin ich froh

Das Ende der Geschichte

»hem’ wi nu ok al wedder hinner uns«.

MÖBEL Eck LENZ hat ooch

ausjeträumt & dichtjemacht –

HEUT ABER BIN ICH FROH

mit meene unrasierte Jedanken,

schütte Jurkenbrühe ins Klo,

stiefel raus in’n Juliniesel,

der wie jestern die Dämme kehrt.

»Schirme & Regencapes ausverkauft«,

lacht Sohnemann nach der Schicht

beim Drogisten, »völlig irre!«,

derweil ick durch die Duncker zuckel,

LSD im Nacken, vorbei am Ex-Torpedokäfer

(jetzt neu: chinesische Eisschickeria),

bye-bye (buy-buy) am Dunckerklub,

wo freitags der eiserne Hausgeist steppt.

Zw. »Nie-wieder-Krieg«- & trojanischer Penne

am Ringbahngraben steht Erinnerung Spalier:

an das große Donnerwetter mit Rose im

Buggy vor Jahren, an den Sommerflieder

auf dem Tischtennis- & Falkenanger,

Rattensitzgruppen im länglichen Park,

den Zettel an der Tür, von Theo, Anfang 90er:

»Wohne jetzt in die Kanzowstraße.«

Vorbei am Späti Heim-Eck,

dann koreanische Küchenjemeinde,

dann bei die Neuapostolen,

wo die Nuckelpille rotiert,

rin inne Nina-Hagen-Jasse,

Ex-Versuchsstation für’n Weltunterjang,

über die Prenzlauer zum Kikeriki-

hähnchenschenkelsupermarket;

Tomate, Jurke, Appelmus

& Brot – nich zu verjessen.

Auch am Sonntag musst du essen,

& sieh, im Lavendel tanken Falter,

Hummelkapelle bespielt Thujaallee;

Zaungast am Grab, in Gedanken

versunken wie Gebeine im Dschungel

der Götterbäume; Rainfarn, gleich am

Dornbusch, zupft die Leinen los für über-

füllte Boote, Walgerippe unter Geiern …

HEUT ABER BIN ICH FROH.

Ahornnasen hängen in Trauben,

direkt am Berg, bei Jochen. Gerd & Bert

im Totenatelier drücken die SAIGON-Taste,

Greifswalder, Ecke Heinrich Roller;

Ecke Frieden: Sechs-Uhr-Glockenschlag

macht Sonne scharf, bis es knallt;

im Atelier tönt’s aus der Jukebox:

»… alle auf die Straße, SAIGON ist frei!«