Gegründet 1947 Mittwoch, 13. August 2025, Nr. 186
Die junge Welt wird von 3019 GenossInnen herausgegeben
Aus: Ausgabe vom 02.08.2025, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Steigende Kaffeepreise

Der Multi freut sich

Rösterei JDE Peet’s gibt gestiegene Kaffeepreise an die Käufer weiter – und macht damit Riesengewinne
Von Gerrit Hoekman
9.jpg
Der Kaffeeproduzent weiß die Schwankungen der Erzeugerpreise für sich zu nutzen

Die Kaffeepreise sind enorm gestiegen. Ein Pfund der bekannten Marken liegt inzwischen knapp unter zehn Euro. Der allmorgendliche Wachmacher ist zum Luxusartikel geworden. Manche Filialen der großen deutschen Lebensmittelketten schließen ihn zum Schutz vor Ladendieben mittlerweile in Vitrinen. Der Röster Jacobs Douwe Egberts Peet’s (JDE Peet’s) mit Sitz in Amsterdam reibt sich derweil die Hände: Im ersten Halbjahr 2025 steigerte er seinen Nettogewinn um 17 Prozent auf 422 Millionen Euro, gab das Unternehmen am Mittwoch bekannt.

»Wir sind mit unseren Geschäfts- und Finanzergebnissen im ersten Halbjahr 2025 sehr zufrieden. Unsere Leistung war breit gefächert und in bezug auf Umsatz, Rentabilität und Cashflow stark, obwohl wir in einem schwierigen Umfeld agieren, das weiterhin durch anhaltend hohe Preise für Rohkaffee gekennzeichnet ist«, so JDE Peet’s in einer Pressemitteilung. Der global zweitgrößte Kaffeeröster ist ein wichtiger Abnehmer auf dem Weltmarkt – acht Prozent der global gehandelten Kaffeebohnen landen in den Röstereien des Multis. Am meisten kauft er in Brasilien und Vietnam. In Brasilien hat aber eine Dürre die Ernte ruiniert, in Vietnam waren es Taifune. Als Folge gingen die Preise für grüne Kaffeebohnen in den letzten beiden Jahren durch die Decke. Durchschnittlich um 60 Prozent.

Den Konzern kratzt das wenig, er gibt den höheren Preis und noch etwas mehr einfach an die Supermarktketten weiter. Anfang des Jahres stieg der Kaffeepreis in den Läden um bis zu 30 Prozent. Schlecht für die Konsumierenden, aber gut für JDE Peet’s und seine Aktionäre. An der Amsterdamer Börse ging der Aktienkurs am Mittwoch nach Bekanntgabe des rosigen Geschäftsberichts um zwölf Prozent nach oben.

Nun ist aber der Preis für grüne Kaffeebohnen in letzter Zeit wieder deutlich gesunken. In den Supermärkten ist davon jedoch nichts zu spüren. Im Mai kündigte der Konzern eine neue Erhöhung um 15 bis 25 Prozent an, nachdem er Anfang des Jahres schon einmal 20 bis 30 Prozent mehr verlangt hatte. »Zwei solche Preiserhöhungen in einem Jahr sind beispiellos. Leider ist es für uns, für die Branche, notwendig«, sagte CEO Rafa Oliveira am Mittwoch gegenüber der niederländischen Tageszeitung De Volkskrant. Schwer nachzuvollziehen angesichts eines Gewinns von 442 Millionen Euro im ersten Halbjahr. Am Jahresende soll der Gewinn etwa eine Milliarde Euro betragen.

Die Einkaufsorganisation Everest/Epic Partners, mit der zum Beispiel Edeka, die niederländische Supermarktkette Jumbo und die französische Intermarché zusammenarbeiten, will sich die Preistreiberei nicht mehr bieten lassen. Sie kauft seit dem 1. Juli keine Produkte von JDE Peet’s mehr. Unter anderem sind das Jacobs-Kaffee, Senseo, L'Or, Tassimo, die Tees von Pickwick und die niederländische Kaffeeinstitution Douwe Egberts. Sobald der Vorrat aufgebraucht ist, bleiben die Regale leer. Anfang des Jahres scheiterte ein ähnlicher Versuch, die Preise signifikant zu drücken, nach drei Monaten Boykott.

»Wir wissen, dass die große Mehrheit der Verbraucher nicht weniger Kaffee konsumiert, wenn die Preise steigen«, zitierte De Volkskrant den Finanzchef von JDE Peet’s, Yang Xu. Sind die beliebten Marken in den genannten Supermärkten nicht mehr zu bekommen, wechseln die Kundinnen und Kunden eben zur Konkurrenz.

JDE Peet’s hat seinen Sitz zwar in den Niederlanden, die Mehrheit der Anteile ist aber im Besitz der Investmentfirma JAB Holding aus Luxemburg. Sie verwaltet und investiert das Vermögen der vier Geschwister Reimann. Das Manager-Magazin schätzte die Summe 2017 auf etwa 33 Milliarden Euro. Die Geschwister entstammen einer deutschen Unternehmerfamilie, die ursprünglich in Ludwigshafen Salmiak herstellte. 2006 nahmen die Geschwister wohl aus steuerlichen Gründen die österreichische Staatsbürgerschaft an, gaben die deutsche zurück und verließen die Bundesrepublik.

Ins Kaffeegeschäft stieg die JAB Holding erst 2012 ein, als sie Peet’s Coffee & Tea aus den USA kaufte. Ein Jahr später kam die niederländische Traditionsfirma Douwe Egberts dazu. 2014 legten die JAB-Tochter Acom und das US-Unternehmen Mondelez International ihre Kaffeemarken zu einem Konzern namens JDE Peet’s zusammen. Mondelez brachte Jacobs in die Ehe ein.

75 für 75

Mit der Tageszeitung junge Welt täglich bestens mit marxistisch orientierter Lektüre ausgerüstet – für die Liegewiese im Stadtbad oder den Besuch im Eiscafé um die Ecke. Unser sommerliches Angebot für Sie: 75 Ausgaben der Tageszeitung junge Welt für 75 Euro.

 

links & bündig gegen rechte Bünde

Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.

Regio:

Mehr aus: Kapital & Arbeit

                                                                 Aktionsabo: 75 Ausgaben für 75 Euro