Weimers Sorgen
Von Peter Merg
Vorsicht, bissig: Kulturstaatsminister Wolfram Weimer hatte bereits kürzlich geknurrt, US-Streamingdienste müssten auch in Deutschland investieren, wenn sie hier Geld scheffeln wollten. Nun macht er ernst. Oder tut zumindest so: »Zeitnah« wolle er einen Entwurf für ein Gesetz zur Investitionsverpflichtung vorlegen, kündigte Weimer am Mittwoch an. Soll keiner sagen, seine Sorge um den Kulturindustriestandort Deutschland sei nicht aufrichtig. Ausgedacht hatte sich die Schutzschrift fürs hiesige Filmgewerbe zwar seine schillernde Amtsvorgängerin Claudia Roth, aber was tut man nicht alles der Liebe wegen. Und sei es die zu schlechten deutschen Sommerkomödien mit Karoline Herfurth oder Elyas M’Barek.
Warum er so lange braucht, wenn Roths Pläne doch in der Schublade liegen? Wahrscheinlich dauert es einfach ein bisschen, bis alle Gendersternchen gestrichen sind. Vorhaben der Vorgängerin zu kopieren, scheint überhaupt Weimers Ding zu sein. Schon die irrlichternde Ampel hatte Ende 2024 grünes Licht für ein neues Filmfördergesetz gegeben, laut dem Produktionskosten mit bis zu 30 Prozent gefördert werden können. Auch das will er beibehalten. Und setzt noch einen drauf: Allein die Filmförderfonds sollen fast verdoppelt werden auf 250 Millionen Euro. Mit anderen Programmen spendiere der Bund insgesamt knapp 310 Millionen Euro. Eine Hand wäscht die andere: Was die Streamingdienste investieren müssen, bekommen sie vom Staat als Förderung zugesteckt. Weimer wäre nicht Weimer, würde er den Kuhhandel nicht zur großen Reform aufjazzen. »Wir brauchen mehr Blockbuster und Serienhits made in Germany. Diese Reform wird der Soundtrack zum Aufbruch.« Er mag nicht der härteste Hund sein, aber der lauteste.
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