Kühler Empfang
Von Mathias Dehne
Wenn auf europäischer Bühne Fußballvereine mit zionistischer Anhängerschaft gastieren, gibt es Kritik. Der Genozid in Gaza lässt niemanden kalt. Wir erinnern uns an die Auseinandersetzungen zwischen Einwohnern Amsterdams und extrem rechten Fans von Maccabi Tel Aviv im Vorjahr, die medial vergeblich versucht wurden, zum Pogrom zu stilisieren.
Vorigen Donnerstag empfing AEK Athen den israelischen Klub Hapoel Be’er Scheva in der Qualifikation zur Europa Conference League. Der Bezug zur Arbeiterbewegung durch den Namensbestandteil »Hapoel« ist auch hier trügerisch. Die Fangruppierung Ultra’ South 1949 bezeugte bereits mehrfach ihre Haltung: Auf Social Media verbreitete sie Aufnahmen, wie Mitglieder an der Grenze zum Gazastreifen Soldaten zu Chanukka Krapfen überreichten. Im September vergangenen Jahres fielen Be’er-Scheva-Fans durch Ausschreitungen beim Gastspiel des FC Bnei Sachnin auf. Anhänger von Bnei Sachnin, das als Verein arabischer Israelis gilt, kehrten beim Abspielen der Nationalhymne dem Spielfeld den Rücken zu – woraufhin Ultras von Be’er Scheva auf die Gästefans losstürmten, die ebenfalls den Platz betraten. Beim FSV Mainz 05 solidarisierten sich wenige Wochen später Ultras per Spruchband. Einen kühlen Empfang hingegen gab es von Original 21, den Ultras von AEK Athen. Diese skandierten »Fuck You Israel – Viva Palestine« und zeigten trotz polizeilicher Einschränkungen eine übergroße palästinensische Nationalfahne. AEK gewann das Spiel mit 1:0. Am 30. Juli steht das Rückspiel an.
Ebenfalls am vorigen Donnerstag trafen im italienischen Como Ajax Amsterdam und Celtic Glasgow bei einem Testspiel aufeinander. Von Celtic, dessen Fans für ihre propalästinensische Haltung bekannt sind, waren keine Ultras anwesend. Dennoch zeigten Anhänger der Schotten Palästina-Fahnen. Dies provozierte die Ajax-Fans rund um die Ultras Amsterdam, die ein skurriles philosemitisches und proisraelisches Selbstbild pflegen. Beide Seiten begannen, Gegenstände über die Trennzäune zu werfen und lieferten sich verbale Auseinandersetzungen. Celtic-Fans mit Palästina-Fahnen wurden daraufhin festgenommen, acht von ihnen später mit einem zweijährigen Stadionverbot in Italien belegt. Auch in den kommenden Wochen werden in den europäischen Wettbewerben Spiele mit israelischer Beteiligung ausgetragen. Die UEFA lehnt die Forderung eines internationalen Fanbündnisses nach dem Ausschluss des israelischen Fußballverbandes bislang ab.
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