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Aus: Ausgabe vom 30.07.2025, Seite 16 / Sport
Fußball

Motor kaputt

Fußball in Polen: Szczecin fertigt Lublin im ersten Heimspiel der Ekstraklasa-Saison 4:1 ab
Von Sören Bär, Szczecin
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Spielen bald Hau den Lukas: Die Verteidiger von Pogoń Szczecin (r.) (Szczecin, 25.7.2025)

Die Heimspiele des Morski Klub Sportowy (MKS) Pogoń Szczecin SSA in der Ekstraklasa – der höchsten Liga Polens – sind für (ost-)deutsche Fußballfans eine Reise wert. Szczecin, Kapitale der Wojewodschaft Westpommern, ist eine Hafenstadt an der Mündung der Oder in das Stettiner Haff und durch seine Nähe zur südlichen Ostseeküste aus Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg schnell zu erreichen. So sind im Umfeld des Florian-Krygier-Stadions, der Spielstätte Pogońs, Fahrzeuge mit deutschen Kennzeichen keine Seltenheit. Auch aus Berlin fährt man lediglich 125 Kilometer bis in die mit fast 400.000 Einwohnern siebtgrößte Stadt unseres Nachbarlandes.

Der am 21. April 1948 gegründete MKS Pogoń durchlebte eine wechselvolle Geschichte. Nach dem Vizemeistertitel 2001 führten finanzielle Schwierigkeiten und Meinungsverschiedenheiten über die Ausrichtung des Vereins in der Saison 2007/2008 gar zu einer Neuanmeldung für die vierte Liga durch die Fans des Klubs. Danach ging es jedoch stetig bergauf. Mit zwei dritten Plätzen in den Spielzeiten 2020/2021 und 2021/2022 sowie einem vierten Platz 2022/2023 erwarb Pogoń jeweils die Teilnahmeberechtigung für die Qualifikationsrunde der UEFA Europa Conference League, was die Anhänger elektrisierte. Beim Conference-League-Heimspiel gegen den nordirischen FC Linfield (3:2) am 3. August 2023 konnte sich der Autor von der besonderen Fankultur der Pogoń-Anhänger überzeugen, die enorm stolz darauf waren, dass ihr Klub im Europapokal spielte. Das bis Oktober 2022 renovierte und mittlerweile vollständig überdachte Florian-Krygier-Stadion fasst 21.163 Zuschauer und ist oft komplett gefüllt. In den vergangenen Jahren fanden Freundschaftsspiele zwischen Pogoń und dem FC Hansa Rostock, dem 1. FC Union Berlin sowie dem BFC Dynamo statt. Mit den BFC-Anhängern existiert eine Fanfreundschaft, so dass hin und wieder »Dynamo« auf den Rängen des Florian-Krygier-Stadions skandiert wird.

Nachdem Pogoń zum Ende der vergangenen Spielzeit sowohl den für den Europacup berechtigenden dritten Platz in der Liga durch ein 1:1 bei Jagiellonia Białystok verpasste als auch das polnische Pokalfinale gegen Legia Warszawa unglücklich mit 3:4 verlor, schien sich die Misere zu Beginn der neuen Saison 2025/2026 fortzusetzen: Bei Radomiak Radom gab es am ersten Spieltag eine 1:5-Schlappe. Zur Heimspielpremiere am vergangenen Sonnabend gegen Motor Lublin musste deshalb für das Team des schwedischen Trainers Jens Gustafsson ein Sieg her. Doch Motor, beflügelt durch einen 1:0-Auftaktsieg, ging schon nach neun Minuten durch Mathieu Scalet in Führung, wobei Szczecins rumänischer Tormann Valentin Cojocaru eine unglückliche Figur abgab. Pogoń zeigte sich jedoch nur kurz geschockt: Nach einer schönen Flanke von Kamil Grosicki egalisierte Neuzugang Marian Huja (15.).

Die Gastgeber drängten nun mit Verve auf die Führung. In der 41. Minute nahm der Grieche Efthymis Koulouris einen Steilpass von Adrian Przyborek auf, düpierte zwei Gegenspieler und überwand Gästekeeper Gasper Tratnik mit einem Flachschuss zum 2:1. Nach dem Seitenwechsel erhöhte Fredrik Ulvestad per Kopf auf 3:1 (49.). Lublin versuchte nun, dem Spiel durch Powerplay noch eine Wendung zu geben – ohne Erfolg. Statt dessen sorgte der griechische Nationalspieler Koulouris mit seinem zweiten Treffer für die Entscheidung, als der Torschützenkönig der letzten Saison eine Eingabe von Leonardo Borges verwertete (89.) und sich einmal mehr als Killer im Strafraum erwies. Die nächste Chance zum Besuch eines Pogoń-Heimspiels bietet sich am 17. August, wenn die Szczeciner ab 17.30 Uhr auf Górnik Zabrze treffen – das Team, in dem der 40jährige Lukas Podolski immer noch eine Hauptrolle spielt.

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