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Aus: Ausgabe vom 25.07.2025, Seite 14 / Medien
Presse in den USA

Trumps Attacke gegen Murdoch

Interfraktioneller Machtkampf: US-Präsident verklagt Wall Street Journal wegen Veröffentlichung in der »Causa Epstein«
Von Luca Schäfer
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Eine Gazette aus Manhattan, die im Weißen Haus nicht mehr wohlgelitten ist (Washington, 19.7.2025)

Es werden immer neue Kapitel zum Todesfall Jeffrey Epstein aufgeschlagen. Nun verklagt US-Präsident Donald Trump die Eigentümer des Wall Street Journal (WSJ) – auf bis zu zehn Milliarden US-Dollar.

Das WSJ ist eine Tochtergesellschaft von Dow Jones, das wiederum Teil der News Corporation ist. Jene ist eines der größten Medienkonglomerate der Welt und umfasst Dutzende Zeitungen, wie die britische Times oder Fernsehanstalten wie Sky. Rund 51.000 Beschäftigte erwirtschafteten für den Gründer und CEO, den US-Milliardär Rupert Murdoch, im Jahr 2024 einen Umsatz von zehn Milliarden US-Dollar.

Zwei von ihnen sind Khadeeja Safdar und Joe Palazzolo. Die Journalisten sehen sich aktuell mit einer Diffamierungsklage konfrontiert. Neben den Journalisten richtet sich die Trump-Klage gegen Eigentümer Rupert Murdoch persönlich. Stein des Anstoßes war ein Artikel, der am vergangenen Donnerstag veröffentlicht wurde. Darin wird beschrieben, dass anlässlich des 50. Geburtstags Epsteins verschiedene Persönlichkeiten mit kleineren Briefen gratulierten. Das Pikante daran: Unter ihnen soll sich angeblich auch eine Botschaft von Trump befunden haben. Diese soll einen Text, eine mit Skizze von Frauenbrüsten sowie die Unterschrift »Donald« enthalten haben. Nach Informationen von Al-Dschasira soll der Brief mit den Worten »Möge jeder Tag ein weiteres wundervolles Geheimnis sein« geendet haben.

Trump selbst stritt die Echtheit des Inhalts öffentlich ab, er sei »falsch, bösartig und verleumderisch«. Via seiner Plattform Truth Social ließ er verkünden, dass er sich auf Rupert Murdoch als Zeugen freue und die Klage gegen die »Müllzeitung« eine »interessante Erfahrung« werde. Die »Causa Epstein« bestimmt seit Monaten die Debatte in den USA, zumal sie das rechte MAGA-Lager spaltet. Epstein, eine Art Luxuszuhälter, soll Mädchen für sexuelle Handlungen Dritten zugeführt haben. Einige behaupten die nicht belegbare Existenz eines »allmächtigen Pädophilenrings«.

Ausgemacht ist es nicht, dass es zum Prozess kommen wird. Denn nach US-amerikanischem Recht muss ein Kläger nachweisen, dass jemand etwas Unwahres über ihn gesagt hat, nicht umgekehrt. Trump dürfte stichhaltige Beweise brauchen, die er womöglich nicht hat. Doch kommt es darauf an? Im Zweifel nicht. Als erste Retourkutsche gab das Weiße Haus am Montag bekannt, dass die WSJ-Journalistin Tarini Parti vom nahenden Schottland-Staatsbesuch des Präsidenten ausgeschlossen wird. Wie die Pressesprecherin Karoline Leavitt mitteilte, wird Parti nicht, wie ursprünglich vorgesehen, eine der 13 handverlesenen Medienvertreter sein. Begründung: »falsches und diffamierendes Verhalten« ihrer Zeitung. Davon unbeeindruckt zeigte sich das Medium: Es erschien der nächste Epstein-Enthüllungsartikel.

Es ist gut belegt, dass Trump und Epstein sich über einen langen Zeitraum kannten. Der reine Fakt, dass veröffentlicht wurde, dass Trump Epstein eine – wenn auch anzügliche – Karte geschrieben haben soll, dürfte angesichts der Datierung auf das Jahr 2003 nicht als Begründung für Trumps Reaktion taugen. Zur Erinnerung: Noch 2002 gab Trump unumwunden zu, dass die beiden seit 15 Jahren befreundet seien. Wahrscheinlicher ist, dass Trump der Zeitpunkt missfällt. Die Meldungen halten einen Skandal am Leben, der Schaden bringen kann.

Fest steht, die beiden Manhattan-Ikonen Murdoch und Trump verbindet eine lange Bekanntschaft. Höhepunkt der – nicht immer spannungsfreien – Verbindung war die bekannte »My friend Donald«-Rede Murdochs 2017 anlässlich eines Abendessens in New York zu Ehren amerikanischer und australischer Veteranen. Die Murdoch-TV-Anstalt Fox News wurde zeitweilig zum unkritischen Hofberichterstatter. So nahm der schwerreiche Murdoch auch 2024 an der »Republican National Convention« teil, dem Fundraising-Event im Trump-Lager. Doch zeigten die Murdoch-Medien eine große Distanz zum Sturm von Trump-Anhängern auf das Kapitol in Washington, D. C., Anfang Januar 2021.

Entscheidend könnte sein, dass Murdoch dem US-Ausstieg aus der Ukraine ablehnend gegenübersteht. Sein ältester Sohn und mittlerweile Vorsitzender von News Corp, Lachlan Murdoch, reiste mehrfach in die Ukraine und traf dort Offizielle. Murdoch senior telefonierte mit Selenskij. Zusammengefasst: Trumps Attacke auf das WSJ ist ein Schauplatz innerfraktioneller Kämpfe der herrschenden Klasse Washingtons.

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