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Aus: Ausgabe vom 24.07.2025, Seite 16 / Sport
Handball

Plötzlich pleite

Der deutsche Serienmeister im Frauenhandball HB Ludwigsburg hat Insolvenz angemeldet
Von Jens Walter
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Liegt noch gut in der Luft: Mareike Thomaier (r.) von der HB Ludwigsburg

Sorgen im deutschen Frauenhandball: Der Serienmeister ist in Schieflage. Einen Monat vor dem Saisonstart und vier Monate vor der Heim-WM hat der HB Ludwigsburg einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt, wie der Verein am Dienstag mitteilte.

»Eine gute Situation sieht natürlich anders aus«, sagte Andreas Thiel dem Sportinformationsdienst am Mittwoch. Der Vorsitzende der Handballbundesliga Frauen (HBF) weiß um die Bedeutung der unerwarteten Botschaft. »Die Nachricht kommt überraschend. Es ist aber kein Fall, der absolut unüblich ist. Fälle dieser Art hat es in der Vergangenheit schon gegeben.« Dennoch: Ein Schatten liegt über dem Saisonauftakt mit dem Spiel um den Supercup am 23. August. Antreten wird das schwäbische Topteam im Münchener SAP Garden wohl schon. Aber werden alle Spitzenspielerinnen bleiben?

Eine Teilnahme am Spielbetrieb sei in jedem Fall gewährleistet, beruhigt die HBF. Die Ligaregularien sehen freilich zur Strafe für die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens einen Abzug von acht Punkten am Ende der Hauptrunde vor. Eine schwere Beeinträchtigung, selbst für ein so dominantes Team wie die Handballspielgemeinschaft. Ludwigsburg war hierzulande zuletzt die beste Adresse: Seit 2022 wurden hier vier Meistertitel in Folge gefeiert. Zudem der Einzug ins Champions-League-Finale im vorigen Jahr. Die sechs Ludwigsburger Nationalspielerinnen um Xenia Smits spielen eine wichtige Rolle in den Plänen des DHB, bei der WM ab November endlich eine Medaille zu holen.

Noch, das betonen die Beteiligten, handelt es sich bloß um einen Antrag. Der liegt nun beim zuständigen Amtsgericht Ludwigsburg. Die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens sei keineswegs zwangsläufig. Eine Frage für Juristen. Momentan führt der Verein Gespräche mit Gläubigern, Sponsoren und Verbänden. Das Ziel ist sicherzustellen, dass der Stuttgarter Norden weiterhin ein Standort für Spitzenhandball bleibt.

»Die wirtschaftliche Lage ist angespannt, aber die Saisonvorbereitung läuft planmäßig. Unser Ziel ist es, Voraussetzungen für eine Fortführung des Handballstandorts Ludwigsburg zu schaffen«, sagte der zum vorläufigen Insolvenzverwalter berufene Rechtsanwalt Holger Leichtle. Als Gründe für den Insolvenzantrag nannte HB-Geschäftsführer Sebastian Götz »insbesondere das gesamtwirtschaftlich angespannte Umfeld sowie das Scheitern kurzfristig vielversprechender Sponsorenverhandlungen«. Der Fall wirft damit ein Schlaglicht darauf, wie prekär die finanziellen Bedingungen selbst der besten Frauenhandballvereine sind.

Andreas Thiel von der HBF, selbst Rechtsanwalt, hält erst mal den Ball flach: »Die Liga sieht momentan keine Veranlassung, irgendwelche Maßnahmen zu ergreifen. Wir hoffen, dass Ludwigsburg regulär als zwölfte Mannschaft in der Bundesliga mitspielen wird. Rein rechtlich dürfen sie dabei sein.«

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