Rumäniens Premier übersteht Misstrauensantrag

Bukarest. Knapp drei Wochen nach seinem Amtsantritt hat Rumäniens bürgerlich-liberaler Ministerpräsident Ilie Bolojan seinen ersten Misstrauensantrag im Parlament überstanden und zugleich sein erstes Kürzungspaket durchgesetzt. Von 464 Abgeordneten und Senatoren waren nur 398 anwesend, und nur 138 gaben ihre Stimme ab. Damit war das für eine Billigung des Antrags notwendige Mindestquorum von 233 Parlamentariern nicht gegeben. 134 Parlamentarier stimmten für den Misstrauensantrag der extrem rechten Opposition und vier dagegen.
Zuvor hatte Bolojan die von ihm vorgeschlagenen Kürzungen an eine Vertrauensfrage geknüpft und damit sein Amt riskiert. Bolojan amtiert erst seit dem 24. Juni. Sein Plan sieht unter anderem eine Erhöhung der Mehrwertsteuer um zwei Prozentpunkte und Abstriche bei den Staatsausgaben vor. Ende Juli will Bolojan ein zweites solches Paket im Parlament durchbringen, das größere Umstrukturierungen staatlicher Institutionen umfassen soll. Die Kürzungen gelten als dringend notwendig, weil angesichts des Budgetdefizits von mehr als neun Prozent EU-Gelder eingefroren werden und internationale Banken höhere Zinsen vom Staat verlangen könnten.
Erprobte Druckmethode
Die Verknüpfung unpopulärer Gesetzesvorhaben an Vertrauensfragen ist ein oft genutztes Druckmittel der rumänischen Regierungen gegenüber dem Parlament. Bei diesem Prozedere gelten Gesetze ohne Abstimmung und Debatte als angenommen, wenn binnen drei Tagen nach der Vertrauensfrage keine Fraktion einen Misstrauensantrag stellt. Kommt es zur Abstimmung über einen Misstrauensantrag, können Regierung zusammen mit dem an den Antrag geknüpften Projekt kippen. Diese Methode hatte bisher oft Erfolg. Experten gehen davon aus, dass rumänische Parlamentarier dazu neigen, eher für die Regierung stimmen, als vorgezogene Wahlen zu riskieren. (dpa/jW)
links & bündig gegen rechte Bünde
Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.
Mehr aus: Ausland
-
Von Siedlern zu Tode geprügelt
vom 15.07.2025 -
Souveränität ohne Souveränität
vom 15.07.2025 -
Druck auf Israel erhöhen
vom 15.07.2025 -
Pogromstimmung in Kleinstadt
vom 15.07.2025 -
Selenskij optimiert Regierung in Kiew
vom 15.07.2025 -
»Wir müssen neoliberale Politik kritisieren«
vom 15.07.2025