Aufklärerin des Tages: Sika Golf
Von Nick Brauns
In Thailand gilt der Buddhismus bis heute als ein Garant der Stabilität – mit dem König als »Verteidiger des Buddhismus« an der Spitze. Doch nun gehen Schockwellen durch das Land, nachdem ein Sexskandal den moralischen Verfall des Klerus enthüllt hat.
Am Dienstag wurde die 35jährige Wilawan E., Spitzname Sika Golf, in Bangkok festgenommen. Die aus einer armen Familie stammende Mutter von drei Kindern soll über Jahre hinweg sexuelle Beziehungen zu mindestens 13 hochrangigen Mönchen unterhalten und dafür fast zwölf Millionen US-Dollar an Geschenken und Schweigegeld kassiert haben. Auf ihren Handys fanden sich rund 80.000 Fotos und 5.000 Videos, die sie beim Sex mit den Mönchen zeigen. Offiziell leben diese spirituellen Erben Buddhas im Zölibat, schon die Berührung einer Frau ist ihnen verboten.
Die Millionen, die Sika Golf kassierte, dürften aus Klosterkassen stammen, also aus Spenden der Gläubigen, die sich damit Karma erkaufen wollen. Dass viele Mönche keineswegs in Askese leben, haben schon frühere Skandale offenbart. Erst im Mai ist ein Abt verhaftet worden, der fast zehn Millionen US-Dollar aus einem Tempel für ein Onlineglücksspielnetzwerk veruntreut hatte. Solche Enthüllungen hinterlassen Spuren in der Gesellschaft. »Ich bin nicht mehr so religiös wie früher«, zitiert AFP etwa den 33jährigen Motorradtaxifahrer Mongkol Sudathip. »Ich habe keinen vollständigen Respekt mehr.« Statt an Tempel wolle er lieber für Krankenhäuser spenden.
Ein Ausschuss des Senats hat nun gefordert, Sex mit Mönchen unter Strafe zu stellen, also letztlich Frauen für Heuchelei und Geilheit der Kuttenträger büßen zu lassen. Zumindest Sika Golf ist auf Kaution freigekommen und spricht im Fernsehen freimütig über ihre »romantischen Affären« mit ihren Liebhabern in Orange. Sie verdient eine Auszeichnung für antireligiöse Aufklärung.
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