Aus Leserbriefen an die Redaktion

Einseitigkeit I
Zu jW vom 12./13.7.: »Gedenken an Srebrenica«
Der Beitrag ist an Einseitigkeit kaum zu überbieten. Das ist schon Mainstream pur! Wenn hier der Name Naser Orić nicht fällt, des in den christlich-»serbischen« Dörfern der Region um Srebrenica damals gefürchteten und verhassten Anführers der dort immer wieder einfallenden, plündernden und raubenden, aber auch mordenden und sich dann unter den »UN-Schirm« zurückziehenden muslimischen »Selbstverteidigungskräfte« von Srebrenica und Idol der muslimischen Jugend in der Enklave, dann kann nichts anderes herauskommen. (»Mangels glaubhafter Zeugen« konnte Orić in Den Haag bekanntlich nicht verurteilt werden, denn niemand wollte mehr gegen ihn aussagen. Warum wohl?)
Warum wohl liegt Srebrenica heute in der Republika Srpska? Ebenso wie Žepa? Warum hat »Dayton« die abenteuerliche Konstruktion eines schmalen Transportkorridors aus der »Föderation« in die ebenfalls muslimisch dominierte Stadt-Enklave Goražde gewählt? Weil das Gebiet größtenteils christlich-orthodox und damit »serbisch« war und ist – und damit weiter Widerstand gegen die muslimische Dominanz in Bosnien-Herzegowina – und konkret in der ostbosnischen Region um Goražde, Žepa und Srebrenica – also die Zerstörung Jugoslawiens leistet!
Klar, die Erschießung nunmehr wehr- und waffenloser Muslime ist und bleibt ein Verbrechen. Aber es darf nicht aus dem Zusammenhang mit der vom Westen betriebenen Zerstörung Jugoslawiens betrachtet werden, die in Bosnien und Herzegowina in eine Allianz der prowestlich-katholischen »kroatischen« Kräfte vor allem in der Herzegowina mit den chauvinistischen muslimischen Kräften mündete – gemeinsamer Nenner: die Zerstörung Jugoslawiens! Das geht hier völlig unter!
Darf überhaupt erwähnt werden, dass niederländische F-16 die serbisch-bosnischen Truppen angriffen – oder ist das tabu? Was in Bosnien und Herzegowina geschah, war ein Bürgerkrieg mit wie üblich völlig einseitiger Intervention des Westens in seiner schlimmsten, nämlich religiös-nationalistischen Variante. Da gab es Verbrechen auf allen Seiten. (Gab es dabei etwa keine Morde muslimischer »Truppen« bzw. Freischärler an christlichen »Serben«?)
Last but not least ist die Ablenkung vom tatsächlichen aktuellen Völkermord an den Gaza-Palästinensern durch Israel ein gewünschter Effekt der großen Feierstunde. Dort und jetzt werden Frauen und Kinder aber nicht mit Bussen weggebracht, sondern zu Zehntausenden zusammen mit ihren Männern abgeschlachtet!
An dieser Völkermordshow sollte sich die jW nicht beteiligen.
Volker Wirth, Berlin
Einseitigkeit II
Zu jW vom 14.7.: »Vom Staat getrennt«
Hi, könntet ihr euch, bevor ihr so etwas publiziert, mal mit den politischen Verwicklungen bspw. des hier genannten »Väteraufbruchs für Kinder« beschäftigen? Hinter deren und auch den hier genannten Positionen steckt seit einigen Jahren eine umfangreiche Lobbyarbeit der Väterrechtsbewegung, welche versucht, sie gesellschaftlich zu verankern. Die Netzwerke reichen bis in Incel-Kreise. Wer trägt denn in den allermeisten Fällen den größten Teil der ökonomischen Verpflichtungen und kümmert sich um konkrete Sorge und Mental Load? Und wer hat ein großes Interesse daran, durch Wechselmodelle, welche aber trotzdem oft bedeuten, dass die Mutter weiter für das meiste sorgt, zu vermeiden, Unterhalt zu zahlen? Vor Jahren gab es mal einen sehr passenden Artikel von Anja Röhl zum Thema bei euch.
Ellen Weber, Berlin
Der Kleine Buchladen
Zu jW vom 12./13.7.: »Baltruschat «
(…) Linke Literatur hat es heute in diesem Land sehr schwer. Dass der Kleine Buchladen nach seiner Zeit in Marzahn vor 35 Jahren im Karl-Liebknecht-Haus weitergeführt werden konnte und ihm dabei auch finanziell unter die Arme gegriffen wurde, z. B. in Sachen Miete, war lobenswert und hatte geholfen, seine Existenz zu sichern. 2011 schon einmal von Schließung bedroht, hatte eine Unterschriftensammlung (auch Hans Modrow unterschrieb) zu seiner Rettung verholfen. Bekannt war er vielen nicht nur durch den Laden, auch durch Büchertische bei der jährlichen Liebknecht-Luxemburg-Ehrung an der Gedenkstätte der Sozialisten, bei den Bebelplatz-Lesungen des Gedenkens an die Bücherverbrennung 1933 oder bei anderen Veranstaltungen. Seine Kleinanzeigen waren auch in der jW willkommen.
Mich selbst schmerzt das Ende dieses Buchladens sehr, und ich bin bestimmt nicht der einzige. Seit Jahren habe ich trotz nicht gerade günstiger Erreichbarkeit Bücher nur im Kleinen Buchladen gekauft oder sie mir zuletzt aus Gesundheitsgründen von Sören Schöfer und ab 2023 von Wanja Nitzsche zuschicken lassen. Beiden verdanke ich auch, dass ihr Buchladen im Einvernehmen mit dem Bundesgeschäftsführer der Partei bis 2023 die Präsentation meiner von Wiljo Heinen verlegten Vietnam-Bücher im Rosa-Luxemburg-Saal des Karl-Liebknecht-Hauses organisiert hat. Danke, Sören und Wanja.
Hellmut Kapfenberger, Panketal
»Die Liste ist lang«
Zu jW vom 4.7.: »Mörderisches System«
Unbedingt den Bericht von Francesca Albanese lesen, in welchem die Unternehmen genannt werden, die an den Kriegsverbrechen und am Genozid in Gaza viel Geld verdienen. Hier ein paar Namen: Carrefour, Mærsk, Volvo, Hyundai, Amazon, Google (leider haben noch viel zu viele ein Gmail-Konto), Palantir, Barclays, BNP Paribas, Lockheed Martin, die Hochschule Massachusetts Institute of Technology, die baskische CAF, Petrobras, Chevron, Glencore – die Liste ist lang.
Martin Mandl, Paris
Mich selbst schmerzt das Ende dieses Buchladens sehr, und ich bin bestimmt nicht der einzige. Seit Jahren habe ich trotz nicht gerade günstiger Erreichbarkeit Bücher nur im Kleinen Buchladen gekauft
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